Über die vielen Erscheinungsformen des Coachings

Hört auf zu coachen - Buch von  Svenja Hofert
Hört auf zu coachen - Buch von Svenja Hofert

Svenja Hofert

 

Hört auf zu coachen

 

Wie man Menschen wirklich weiterbringt

 

Da ist sie nun, die Neuauflage mit dem etwas provokanten Titel. Wenn ich als Coach diesen Titel lese, was denke ich dann? Sollte ich das Buch lesen, um dann den „Gegenbeweis“ zu liefern? Nun ist dieses Buch eine Neuauflage. Und das gibt es häufig nur, wenn die erste Auflage gut war. War sie gut? Lesen Sie, finden Sie Ihre Antwort.

 

Die Autorin ist in diesem Thema sicher als Expertin zu betrachten, und das weiß sie auch, sie stellt es immer wieder deutlich heraus. Wen das nicht stört, kommt sicher mit diesem Buch sehr gut zurecht. Außerdem wird deutlich, dass sie über viel Erfahrung verfügt, und das qualifiziert sie, lässt sie entspannt „an die Arbeit gehen“. Sie bringt ganz offensichtlich die richtigen Eigenschaften mit, vorneweg die Fähigkeit, Fragen zu stellen und dann den Coachees bei deren Antworten auch zuzuhören. 

 

Zu diesem Buch: Wer als Coach tätig ist, weiß, mit welchen Menschen man es zu tun haben kann. Nur ganz allgemein: Es sind die unterschiedlichsten Menschen, es könnten alle sein. Denn viele Menschen haben Fragen, und sie suchen Lösungen. Kommt man mit ihnen ins Gespräch, ist man schon fast mitten im Coaching. Vielleicht kennen die Coachees die Lösung schon, aber es gelingt ihnen noch nicht, sie umzusetzen. Wenn es etwa gestandene Manager sind, wie können sie dann „die Kurve kriegen“? Hier setzt Coaching an. 

 

Viele Menschen suchen Coaching, auch Führungskräfte, Bosse, und ja, auch Berater und Coaches. Coaching ist in aller Munde, es ist fast „modern“. Leider ist Coaching kein geschützter Begriff, und eine allgemein anerkannte Definition liegt bisher auch nicht vor. Es gibt zahllose Ausbildungsangebote, aber nicht „die“ Ausbildung als Coach. Die Autorin beschreibt wunderbar ihre Reise durch die „Coaching-Landschaft“; sie dürfte Coaching beherrschen. 

 

In dem Buch wird im erfundenem „Party-Dialog“ des Prologes in der Schlussanmerkung von Sabine, eine der Dialog-Partner, genau das richtige formuliert. Sie spricht von Sparring auf Augenhöhe, klugen Fragen und davon, Raum für neue Gedanken zu ermöglichen. Und im ersten Kapitel formuliert die Autorin ihre eigenen Erfahrungen so: „Bei diesen Projekten war auch nie ganz klar, ob man berät, coacht, trainiert oder doch auch mal unfreiwillig therapiert.“

 

Beides trifft zu, und letzterem kann man nur zustimmen, wenn man über Erfahrungen als Coach verfügt. Es ist immer so, dass da ein Mensch sitzt, der das Bedürfnis hat zu reden und einen Weg zur Lösungsumsetzung sucht. Wenn man sich in dieses eigene Ich des Coachees hineinarbeitet, dann ist Therapie nicht weit entfernt. Dies zeigt, dass Coaching eine anspruchsvolle Aufgabe ist. Und dies zeigt auch, welche Verantwortung ein Coach hat. Hier muss man bei der Autorin sicher keine Bedenken haben. 

 

Es sind wirklich ganz unterschiedliche Menschen, die Coaching suchen. Und deshalb ist der Einstieg ins Coaching immer individuell und tatsächlich zumeist unberechenbar. Hier unterscheidet sich Coaching von Beratung. Auch der weitere Verlauf eines Coachings ist kaum einmal vergleichbar mit früheren Verläufen. Menschen kommen aufgrund einer Situation, einer Entwicklung, eines Ereignisses mit zumeist vielen Fragen. Fragen, die vielleicht auch verschiedene, ja spezielle Antworten oder besser Anleitungen brauchen. Je nach Fall brauchen Coachees Orientierungshilfen an verschiedenen „Fronten“. 

 

Die Autorin schildert Sachverhalte quasi „aus der Praxis für de Praxis“. Sie beschreibt viele Situationen, gibt zahlreiche Hinweise und erklärt Regeln, schlägt konkrete praktische Übungen vor. Dazu gibt es im Buch einen Praxisteil mit vielen Fragen, Anregungen und Übersichten. So wie ein Coach in gewisser Weise den Coachee an die Hand nimmt, so nimmt sie mit diesem Buch den Leser an die Hand. Das Buch ist durchaus anspruchsvoll, dabei aber weniger ein Werkzeug für Coaches, sondern eher ein Kreativität schaffender Erfahrungsbericht. 

 

Gegenstand es Buches ist das Coaching von Menschen mit dem Ziel der Ich-Entwicklung. Die Autorin beschreibt dieses „Modell“ und ihre Erfahrungen damit ebenso kompetent wie umfassend und aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln. Sie hat Erfahrung, und ja, sie weiß um ihre Kompetenz. Sie weiß aber auch um die Bedeutung dieses Coachings und um die Verantwortung, die ein Coach hat. Genau das macht dieses Buch wertvoll.

 

 

Svenja Hofert

Hört auf zu coachen!

Wie man Menschen wirklich weiterbringt

 

Verlag Franz Vahlen GmbH

ISBN: ‎978-3-8006-7332-2

Taschenbuch, 188 Seiten,‎ 16.2 x 23.5 cm

Überarbeitete Neuauflage, März 2024, 26,90 EUR