Bioökonomie und Nachhaltigkeit

RheinZeiger 39 - April 2022
RheinZeiger 39 - April 2022

Die Verlängerung von heute ...

 

Wenn man das ökohumanistische Manifest von Pierre Ibisch und Jörg Sommer liest, dann kommt man doch ins Nachdenken über die Zukunft. Die Autoren beginnen ihr Buch mit dem Satz: „Eine Verlängerung der Gegenwart hat keine Zukunft mehr“. Klingt fast philosophisch, ist jedenfalls eine Aussage, die aufhorchen lässt. 

 

Denkt man genauer darüber nach, führt sich vor Augen, in welchen Zeiten wir leben, dann muss man tatsächlich zu dem Ergebnis kommen, dass ein „Weiter so“ wohl kaum die richtige Strategie sein kann. Wir erleben gerade, wie eine Globalisierung in vielfältige Abhängigkeiten führen kann. Ein geeintes (und einiges!) Europa kann stark sein, aber das müssen alle Beteiligten wollen. Und die Bürokratie muss mitspielen. 

 

Ja, diese Welt dreht sich. Und wir Menschen sind Teil dieser Welt – die Natur hat uns hervorgebracht. Und wir haben die Wirtschaft „erfunden“; und die dreht sich auch. So weit, so gut. „Höher, schneller, weiter“, bringt das Nutzen? Da kann die Wirtschaft doch mal über das Geschäftsmodell nachdenken. Unsere Erkenntnis heute: Was gestern irgendwie funktionierte, muss heute nicht richtig sein. Die Verlängerung der Gegenwart und alles „höher-schneller-weiter“ ist kaum eine geeignete Zukunftsstrategie. 

 

Wir dürfen nicht vergessen, dass wir unseren Lebensraum brauchen; vor allem, wenn wir einen angemessenen Lebensstandard auch zukünftig halten wollen. Und da müssen wir – wie jeder bei seiner eigenen Gesundheit – auch schon mal die Sache selbst in die Hand nehmen. Denken und Handeln im Sinne eines gesunden Lebensraums. Da braucht es kein „höher-schneller-weiter“, da braucht es Kreativität, Kooperation und das richtige Maß an „ecological Entrepreneurship“. Innovation und Nachhaltigkeit sind kein Widerspruch. 

 

Die Entwicklung der Impfstoffe gegen das Covid-Virus zeigt, wie etwas funktionieren kann. Und es zeigt auch, dass Startups in der Lage sind, Probleme anzugehen. Auch die aktuelle Entwicklung der Bioökonomie ist vielversprechend. Nicht nur, dass nun viele Startups mit tollen nachhaltigen Innovationen auf dem Markt in Erscheinung treten. Auch das europäische Denken gibt Hoffnung. Und Projekte wie BioökonomieREVIER, Treibhaus und einige andere sind zukunftsweisende Beispiele. 

 

Der Zuspruch der Wirtschaft beim Aufbau des Europäischen Nachhaltigkeitsfonds ist ebenso vielversprechend wie der Finanzierungsboom bei den deutschen Startups in 2021. Wenn wir das nun zusammenführen, kann daraus etwas Gutes werden, auch für unseren Lebensraum. Und den umweltkonformen Umgang mit Technologien lernen wir dabei auch. Dann darf es auch eine Verlängerung geben. 

 

Herzlichst 

 

Ihr Heinz Bettmann