Cartoons, Gedichte und mehr

 

Von Menschen mit dem anderen Blick

 

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Konrad Beikircher über das schwierige lebenslange Lernen

 

Lebenslanges Lernen zur Geschichte und über die Kirche
Lernen, nichts als Lernen / Grafik: RZ-HB

Lernen ist ein zweischneidiges Schwert

 

Lebenslanges Lernen II

 

Tja, da heißt es immer: der Mensch muss ein Leben lang lernen, wenn’s denn was werden soll und keiner denkt daran, dass das oft auch andersrum läuft, also anders-rum als geplant. Jeder denkt, naja, Lernen, is klar, immer muss man ‚wat dabei‘ lernen, die Welt entwickelt sich, die Technik entwickelt sich, man muss dabei bleiben. Da ist es dann schon erstaunlich, wenn man sieht, wie manche Menschen oder Institutionen, nix dazu lernen. Und oft genug hat man den Eindruck, dass sie das mit voller Absicht tun. 

 

Ich rede jetzt nicht von Politik und Politikern, obwohl man da ne ganze Menge sagen könnte, aber lassen wir die armen Schweine mal in Ruh, auf die wird zur Zeit genug eingeprügelt und wenn es die Wähler nicht tun, machen es die Virologen und die Epidemiologen. Ich sage immer: die Politik sollte mit Ratschlägen von der Wissenschaft immer etwas vorsichtig sein. Die Wissenschaftler sehen oft genug nur ihr Fachgebiet, aber drum herum sind sie blind, weiß jeder, der schon mal beim Facharzt war. Da sitze ich im Wartezimmer des Urologen in der Reha. Weil ich gerade eine Lungenembolie behandelt bekam, trug ich weiße Stützstrümpfe, die man an den Füssen sehen konnte, ich trug ja nur Hausschlappen. Der Urologe ruft mich rein, schaut dabei auf die Füße und sagt: „Was haben Sie denn da?“, ich sage „weiße Stützstrümpfe“. “Ja weshalb denn?“, will er wissen und ich antworte „weil ich eine Lungenembolie habe“, worauf er meint: „Ja, aber die haben Sie ja in der Lunge! Was sollen denn die Stützstrümpfe am Bein?“. Sie sehen: dieser Urologe hat zu früh aufgehört zu lernen. So weiß er zwar alles über die Vorhaut aber nix über unser Gefäßsystem. Das hebt natürlich das Vertrauen in seine medizinischen Künste enorm. 

 

Oder, viel gravierender, erinnern Sie sich an Albert Einstein? E = mc2 Energie ist gleich Masse mal Lichtgeschwindigkeit zum Quadrat. Das war die Grundlage für die neue Atomphysik, Kernspaltung und das Universum. So weit so gut. Dann kam der Robert Oppenheimer und hat daraus die Atombombe entwickelt. Nix gelernt aus der Geschichte der Menschheit. Dass unser Planet noch existiert, führe ich mehr auf die Dummheit der Menschen zurück als auf ihre Fähigkeit zu lernen. Eine der eklatantesten Formen der Fähigkeit, nichts lernen zu können bzw. zu wollen erleben wir wieder mal im Moment. In Köln. Da gibt es einen Kardinal und Erzbischof, der offensichtlich nur in den Wolken schwebt. In den letzten zwanzig oder dreißig Jahren kam es in so um die 200 Fällen zu sexuellem Missbrauch von Jungs. Nun kann man ja sagen: das ist aber auch eine Versuchung, der ein überzeugter Pädophiler ja kaum widerstehen kann: wohin er auch guckt, überall nur leckere Ministranten in ihren rot-weißen Funken-Hängerchen, das ist zu viel für so manchen Kirchenmann, kann man ja verstehen. 

 

Ich selbst war 8 Jahre als Kind und Jugendlicher bei Franziskanern in Bozen zusammen mit 80 ‚Zöglingen‘ im Schülerheim, mir ist aber nie was passiert. Was natürlich die Frage aufwirft: war ich nicht hübsch genug? Hier aber lief es anders. Hunderte von Fällen sexuellen Missbrauchs durch Kirchenmänner. Und was haben die Kirchenmänner gemacht? Sie haben einen großen Teppich gekauft, unter den sie alles gekehrt haben. Immer nach dem Motto: Nur was unterm Teppich ist, ist auch vom Tisch. Nix gelernt aus der Geschichte, nämlich: dass Vertuschen immer nach hinten losgeht. Es hat noch nie nachhaltig funktioniert, weder im kleinen Privaten noch in großen Institutionen wie der Kirche. Dazu gibt’s auch eine hübsche Redensart: „Da denkst du, es ist Gras über die Sache gewachsen, da kommt so ein Kamel und frisst es weg“. Das aber ist eine uralte Menschheitserfahrung: etwas unter den Teppich zu kehren hat noch nie wirklich funktioniert. Ob es die Abgasskandale der Autohersteller waren oder die Nebenfrau von Helmut Kohl, Juliane Weber, die in Bonn wegen ihrer Striktheit und Rigorosität nur „Ju 52“ genannt wurde, diese Dinge bleiben nie lange unterm Teppich, irgendwann kommen sie heraus. Daraus hätte man ja schon mal was lernen können, aber nee: nix! Du kannst in der Geschichte gucken, wohin du willst, es ist immer dieselbe Leier: irgendwann kommt alles heraus. Das hätten die Kirchenleute und auch aktuell, der Woelki, bitteschön schon wissen können. Aber nein, sie stopfen die Schubladen mit missliebigen Akten voll, halten Namen und Verbrecher unter Verschluss und merken nicht, dass sie genau dadurch der Kirche nur schaden und sonst nichts. Ich meine: dass die Zahl der Kirchenaustritte so zugenommen hat, dass das Amtsgericht zeitweise quasi schließen muss, das ist doch der Hammer, oder?! Und das ist im Moment der Woelki schuld. So kann man heutzutage mit Gläubigen nicht mehr umgehen, oder mit Autofahrern oder oder… Und da muss ich dem Kölner Erzbischof, Rainer Maria Wölki, schon sagen dürfen: So jeiht et nit! 

 

Gucken Sie mal, Eminenz: Es gibt so schöne Berufe, Eminenz. Wie wär es denn mit Einwohnermeldeamt, Buchstaben X Y Z, oder noch besser: die dicke Haut, die Sie haben, die können Sie auch zu Markte tragen: Parteien, Fußballvereine, Schlachthöfe, Autohersteller, Investmentfirmen, Banken: alle diese Verbrecher, die was zu verstecken haben, suchen händeringend Leute, die so – ich sag das mal in Luther-deutsch! – die so dreist das Maul halten können wie Sie. 

 

Es wäre so einfach und ein Papst hat es Ihnen vorgemacht: Benedikt XVI., der Ratzinger. Eine kleine Verbeugung, einen Schritt zurücktreten und aus. Das wäre zwar nur ein kleiner Schritt für die Menschheit und ein großer für Sie, aber es würde uns allen gut tun! Und Sie hätten damit unter Beweis gestellt, dass es auch in der Kirche Männer gibt, die lernfähig sind. Wär ja schon mal ein Anfang. Wenn dann noch dazu kommt, dass Sie neu über Zölibat, Männerwirtschaft in der Kirche, Verhältnis zu Evangelischen etc. etc. nachdenken, dann haben Sie vielleicht eine Chance, zu überleben. Tät mich freuen, Eminenz!