Bioökonomie auf gutem Weg
Ideen, Visionäre und Macher dringend gesucht
Bioökonomie Symposium 2022
&
Stellungnahme des Bioökonomierates
Fast 200 Zuhörer waren ins Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gekommen, um sich über den neuesten Stand der Bioökonomie zu informieren und dem „Vater der Bioökonomie in Europa“, Dr. Dr. h.c. Christian Patermann zum 80sten Geburtstag zu gratulieren. Eigentlich war es ein dreifacher Geburtstag, denn gleichzeitig wurden 25 Jahre „Knowledge-Based Bioeconomy“ (KBBE; wissensbasierte Bioökonomie) und 15 Jahre „Cologne Paper“ gefeiert.
Bereits 1997 formulierte die Bundesregierung die dringende Notwendigkeit eines tiefgreifenden Wandels von Wirtschaft und Gesellschaft im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung. Und in 2007 im Rahmen des Biotechnik-Kongresses „BioPerspectives“ in Köln wurde ein Expertenpapier, das „Cologne Paper“ unterzeichnet, das die Perspektiven einer KBBE für die nächsten 20 Jahre skizzierte. Haupt-Unterzeichner war Dr. Christian Patermann.
In seiner Begrüßungsrede stellte Staatssekretär Michael Kellner die großen Verdienste von Christian Patermann heraus. Kellner brachte es auf den Punkt: „Nie war mehr Dringlichkeit zur Transformation. Nachhaltige Produkte müssen schneller in den Markt gebracht werden. Und diese Transformation muss gelebt werden. Dazu braucht es mehr Menschen wie unseren Jubilar“. Im weiteren hob er auch die Bedeutung der Modellregionen in Deutschland hervor (vgl. Seite 18).
Prof. Dr. Christine Lang (TU Berlin), die viele Jahre Vorsitzende des Deutschen Bioökonomierates war, mahnte an, dass es ohne Scale-up in Deutschland nur schwer eine Zukunft der Bioökonomie geben kann. Sie stellte ferner fest, dass zum Schutz der Umwelt das „ReUse“ wichtiger ist als das Recycling. Michael Duetsch, Geschäftsführer UPM Biochemicals, betonte, dass es praktische Beispiele braucht und dass auch die (internationalen) Lieferketten nachhaltig sein müssen. Prof. Dr. Daniela Thrän, Vorsitzende des Bioökonomierates, brachte es so auf den Punkt: „Wir brauchen dringend Ideen, Visionäre und Macher. Denn was wir heute tun, entscheidet über unser Leben von morgen“.
Im Rahmen einer Diskussionsrunde wurde immer wieder die Frage herausgestellt, warum sich die Umsetzung der Bioökonomie so schwer tut. Derzeit gibt es in Deutschland keine Produktionsanlage für (nachhaltige) Lebensmittel, die zertifiziert ist. Nicht nur hierzu wurde die Forderung nach politischer Führung deutlich formuliert.
Christian Patermann durfte als Geburtstagsgeschenk auch eine Büste von sich mitnehmen …
It's fabulous ...
Christian Patermann bedankte sich für die vielen Glückwünsche und die rege Diskussion. Er stellte fest: Die Bioökonomie ist die werteorientierteste Wissenschaft und Wirtschaft der Welt. Der zu folgen, ist Leben. Und er gab allen Anwesenden – sozusagen als Dank und als Botschaft für die Zukunft – diesen Limerick mit auf den Weg.
Dem kann sich der RheinZeiger nur anschließen. Wir gratulieren einem verdienten Europäer zu seinem Geburtstag und zu seiner Lebensleistung. Wir bedanken uns für viele Gespräche, Ideen und Anregungden und hoffen, dass wir Christian Patermann noch lange unter uns haben!
Stellungnahme des Bioökonomierates
Bioökonomie zwischen
Ernährungs- und Energiekrise
Fast pünktlich zum Bioökonomie-Symposium, am 2. September 2022, publizierte der Bioökonomie-rat der Bundesregierung eine Stellungnahme zu der Frage, was eine nachhaltige Bioökonomie zur Lösung der aktuellen Ernährungs- und Energiekrise beitragen kann.
Die Stellungnahme wurde durch den stellvertretenden Vorsitzenden des Bioöko-nomierates, Dr. Markus Wolperdinger, an den Parlamentarischen Staatssekretär des Bundes-ministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, Michael Kellner in Berlin überreicht.
In seiner Stellungnahme verurteilt der Bioökonomierat den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Er beschreibt Maßnahmen, wie eine Entschärfung der hieraus resultierten Ernährungs- und Energiekrise mit Hilfe der Bioökonomie gelingen kann.
Ausgelöst durch den Ukraine-Krieg durchlaufen Deutschland und die Welt eine Zeitenwende. Zusätzlich zur globalen Klima- und Hungerkrise, der wachsenden Verschuldung von Privathaushalten und Volkswirtschaften sowie den Nachwirkungen der Corona-Pandemie etwa im sozialpsychologischen Bereich kommt durch diesen Krieg eine weitere Krise hinzu.
Eine nachhaltige Bioökonomie kann zur Beantwortung der Fragen beitragen, wie kurz- und mittel- bis langfristig die Ernährungskrise abgemildert sowie die Energie- und Rohstoffwende gelingen kann. Diese Zukunftsaufgaben erfordern eine schnelle und umfassende Weiterentwicklung der Bioökonomie sowie deren Umsetzung.
Mit der vorliegenden Stellungnahme gibt der Bioökonomierat der Bundesregierung Empfehlungen für Maßnahmen an die Hand, mit denen Deutschland und Europa kurzfristig
in der Lage sind, die Versorgung mit Lebens- und Futtermitteln zu unterstützen und die Energieversorgung zu stabilisieren. Mittel- und langfristig geht es darum, die landwirtschaftliche
Produktion resilienter zu gestalten, die Ernährungssouveränität in Deutschland, Europa und im globalen Süden zu stärken sowie die Abhängigkeit von Energie- und Rohstoffimporten zu
reduzieren.
Die Stellungnahme steht hier zum Downoad bereit.