Startups, Nachfolger und ihre kreativen Ideen

 

 Wein – die wunderbare Verbindung von Wahrheit und Innovation

von Heinz Bettmann / 11.03.2021

 

Das Weingut Stolleis

Fotomontage aus Weinkeller und Winzer
Wein - die wunderbare Verbindung von Wahrheit und Innovation

Wein - die wunderbare Verbindung von Wahrheit und Innovation   (Quelle: Weingut Stolleis)

 

Das Weingut Stolleis

 

Hans-Christoph Stolleis hat Wirtschaft, Weinbau und Önologie studiert und nun das Weingut seiner Eltern übernommen. Nun sind Nachfolgen ja auch immer so etwas wie Gründungen. Wenn neue Ideen in Angriff genommen und Visionen zur Zukunft eines Betriebes entwickelt werden, dann sind wir also mitten drin – in einer Gründung. Wir haben uns mit Hans-Christoph Stolleis unterhalten - über die Motive, Ideen und Visionen eines Jungwinzers.

 

RheinZeiger: Was hat Sie motiviert das elterliche Weingut zu übernehmen? Was waren Ihre Überlegungen?

 

Hans-Christoph Stolleis: Ich freue mich auf einen ungemein abwechslungsreichen Alltag zwischen Weinberg, Keller, Büro einerseits und Weinproben mit Kunden andererseits. Als Nachfolger kann neue Wege verfolgen und Ideen umsetzen. Dazu gehört auch die Umstellung auf biologischen Anbau und so ist es beileibe kein „Weiter-So“ – auch wenn Bewährtes erhalten werden soll. Dazu kommt die Abhängigkeit Natur und Witterung. Den Klimawandel etwa spüren wir durch immer frühere Lese schon deutlich.

 

Was ist der Reiz am Weinbau? Ist es Erwarten der jährlich neuen Qualität oder auch die Freude am Genuss? Wie gestaltet sich der Alltag eines Winzers?

Wein ist ein unfassbar faszinierendes Produkt: Die Aromen-Vielfalt, diese feinen Nuancen und auch das Reifepotential - das hat man sonst ja praktisch bei keinem anderen Kulturprodukt. Der Einstieg in das Thema Weingenuss ist eigentlich leicht, denn die wichtigste Frage, ob mir ein Wein schmeckt oder nicht, kann jeder beantworten. Alles weitere ist Kür.

 

Ja, ich genieße Wein. Es macht Freude, mit Kollegen und Freunden zu probieren, sich in Weinberg und Winzer hineinzudenken, neue Regionen zu entdecken. Außerhalb der Weinlese findet der Alltag zumeist im Büro statt. Aber einmal täglich Weinberg, Keller und Weine zu inspizieren gehört dazu.

 

Und dann: Was bedeutet die Umstellung auf biologischen Anbau? Was wird sich an den Weinen ändern?

Auch schon vor meiner Entscheidung zum biologischen Anbau war mein Vater nah an den Prinzipien des ökologischen Weinbaus. Unsere Weinberge und Böden sind seit Jahrzehnten herbizidfrei. Die Umstellung bedeutet eine noch intensivere Beschäftigung mit den Reben und eventuellen Problemen, um beispielsweise früher mit biologischen Schutzmitteln einzugreifen.

 

Welche Vision haben Sie mit „Ihrem“ Weingut?  Träumen ist erlaubt - wo möchten Sie in 10 Jahren sein?

Ich möchte mich in der Weinstilistik, insbesondere mit den qualitativen Spitzen weiterentwickeln und neben unserem Vertrieb an Privatkunden auch die Zweige Export und Fachhandel ausbauen. Dann möchte ich die Zahl der angebauten Sorten verringern, so dass wir uns besser auf sie konzentrieren können. Auf der anderen Seite schwebt mir aber auch eine Cuvée aus drei französischen Reben, Cabernet Sauvignon, Cabernet franc und Merlot, vor. Diese Sorten können durch den Klimawandel hier nun auf heißen Standorten zur vollen Reife kommen; daran war eine Generation zuvor noch gar nicht zu denken.

 

Im übrigen denke ich viel über Ideen rund um das Thema Weinerlebnis nach, von Pop up Gastronomie über Rad- & Picknicktouren durch die Weinberge bis hin zu Erlebnisübernachtungen. In diesem Bereich dürfte sich in Zukunft einiges entwickeln, gerade in unserer touristisch immer stärker werdenden Region.

 

Der Wein „Stresskiller“ ist eine Besonderheit des Weingutes Stolleis. Wie kam es dazu?

Meinen Eltern wurde das Buch „Die Weinlese“ des bekannten Cartoonisten Peter Gaymann geschenkt, der als scharfer Menschenbeobachter ein Buch über Weintrinker und ihre Marotten gezeichnet hat. Nach zahlreichen Lachtränen beim Lesen des Buchs haben sie ihn angeschrieben und einen gemeinsamen Wein unter dem Namen „Stresskiller“ angeregt, ebenfalls eine Zeichnung in diesem Buch, angeregt. Aus diesem Kontakt ist eine Freundschaft gewachsen und Peter Gaymann zeichnet nun jedes Jahr ein neues Etikett unter diesem Motto für einen frischen und animierenden Riesling aus unserem Haus. Riesling ist die Königin unter den deutschen Rebsorten und findet hier in der Pfalz optimale Bedingungen vor. Mit 60% unserer 20 ha Rebfläche stellt er die mit Abstand wichtigste Sorte dar.

 

www.stolleis.com