Biotechnologie

Deutsche Biotechnologietage 2023 in Wiesbaden mit großem Erfolg

 

Eröffnungsplenum der Deutschen Biotechnologietage (© Kurc/Cakal)
Eröffnungsplenum der Deutschen Biotechnologietage (© Kurc/Cakal)

Kaum angekündigt – schon wieder vorbei: Am 28. und 29. März 2023 waren die 

 

Deutschen Biotechnologietage

 

2023 

 

zu Gast in Wiesbaden. Das nationale Forum der Biotech-Branche tagte zwei Tage im RheinMain CongressCenter (RMCC). Eingeladen waren alle Interessierten, die die Entwicklung der deutschen Biotechnologie mitgestalten, über wichtige Themen diskutieren und Kontakte knüpfen und pflegen wollten. Gekommen sind rund 750 Personen. 

 

 

Dr. Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz (© BMWK / Dominik Butzmann)
Dr. Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz (© BMWK / Dominik Butzmann)

Worte aus der Politik

 

Per Videogrußwort bekannte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, dass die Biotechnologie ihm am Herzen liege. „Biotechnologie bringt Wirtschaft, Klimaschutz und Innovation zusammen und ist eine Game-Changer-Technologie“, so der Minister. Die Politik war stärker vertreten: Der Wirtschaftsminister des Landes Hessen, Tarek Al-Wazir, diskutierte im Plenum Fragen rund um Bioökonomie, Biomasse und Stoffkreisläufe mit verschiedenen Experten der Branche. Staatssekretär Philipp Nimmermann aus eben diesem Ministerium stellte in seiner Eröffnungsrede fest: „Das Potenzial der Biotechnologie ist riesig“. So waren die Biotechnologietage ein Netzwerktreffen der Experten – zum Austausch untereinander und mit der Politik.  

Tarek Al-Wazir, Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen des Landes Hessen (© HMWEVW)
Tarek Al-Wazir, Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen des Landes Hessen (© HMWEVW)


Das Programm der Tagung war auch diesmal wieder anspruchsvoll. Dabei lag ein Schwerpunkt bei der biobasierten, nachhaltigen Wirtschaft, der Bioökonomie, und der Kreislaufwirtschaft – ganz in Übereinstimmung mit den aktuellen Entwicklungen. Aber auch die „klassischen“ Themen, von der medizinischen Biotechnologie über die Digitalisierung bis hin zum Fachkräftemangel wurden diskutiert. Es ist gut zu sehen, dass die Bioökonomie nun auch ihren Platz in der Biotechnik und bei den Deutschen Biotechnologietagen gefunden hat - wenngleich sie fast eine eigene Disziplin darstellt. Bioökonomie ist mehr als medizinische Biotechnik, und sie wird in nächster Zukunft den Menschen deutlich mehr "berühren" als die reine Biotechnik. Wie formulierten die Minister:  Biotechnologie ist eine Game-Changer-Technologie mit riesigem Potenzial ...

 

Die Szene der Biotechnologen bescheinigte der Bundesrepublik durchaus eine hohe Kompetenz in Sachen Biotechnik; Deutschland hat das Potenzial eine führende Stellung einzunehmen. Das aber gelingt nicht von allein; die Politik ist aufgerufen, jetzt die Weichen richtig zu stellen. So mahnte Stefanie Heiden, Professorin für Innovationsforschung und Bioökonomierätin der Bundesregierung, eindringlich, dass die Finanzierung der Branche nachhaltig auch durch private Investoren, sichergestellt werden müsse. 

 


Dr. Oliver Schacht, Vorsitzender BIO Deutschland (© Curetis GmbH / Aurelie Nassal)
Dr. Oliver Schacht, Vorsitzender BIO Deutschland (© Curetis GmbH / Aurelie Nassal)

Worte von Experten

 

Social Entrepreneur Manouchehr Shamsrizi setzte einen Impuls: „Was die Biotechnologie angeht, sind wir in Deutschland „heimlich schlau. Wir müssen die richtigen Narrative nutzen, um die Biotechnologie bekannter zu machen.“ Er sprach die Magie an, die sich mit der Branche und der Technologie verbinden lasse und die eine besondere Kommunikation erforderlich mache. Nach seiner Meinung können die Nachhaltigkeitsziele nur mit der Biotechnologie erreicht werden. 

 

Oliver Schacht, Vorstandsvorsitzender der BIO Deutschland, stellte fest, dass die Deutschen Biotechnologietage ein voller Erfolg waren. „Endlich war wieder ein Treffen ganz ohne Masken und Abstand möglich. Die Gespräche untereinander und mit der Politik waren sehr gut, das Programm abwechslungsreich und die abendliche Feier im Schloss Biebrich, die unsere regionalen Gastgeber ausgerichtet haben, großartig. Die Veranstaltung steht für die Vielfalt und das Potenzial der deutschen Biotechnologie. Wir müssen nun alles daransetzen, dass die Biotechnologie auch in Deutschland wachsen und wirken kann.“ 

 

Manouchehr Shamsrizi, Founder und Social Entrepreneur
Manouchehr Shamsrizi, Founder und Social Entrepreneur


Statements von Beteiligten

 

Dr. Dr. Christian Patermann

 

"Kann jetzt während der existierenden Polikrisen-Zeit eine grüne Transformation gelingen, wo ja bekanntlich jede Krise auch das Potenzial zum Neuen hat? Prof. Dr. Stefanie Heiden bejahte das in ihrem eindrucksvollen Impulsvortrag unter der Bedingung, dass jetzt die richtigen Massnahmen, von einem modernen Finanz-Ökosystem über eine ergfolgreiche Skalierung bis hin zu einer entsprechenden Standortsicherung von der Politik getroffen würden.

 

Auf die Biotechnologie und Bioökonomie als sog. Biosolutions und Teil einer jeden grünen Transformation bezogen, wurden hier die erfolgreiche Behandlung des Rohstoffs Biomasse, die Kombination mit den Potenzialen der Kreislaufwirtschaft und die Schaffung eines neuen Leitmarkts für Biotechnologie und zirkulären Bioökonomie herausgearbeitet. Letztere müsste allerdings auch die kritische Analyse einer offenbar recht grossen Zahl von rechtlichen und sozioökonomischen Hindernissen bei der Einführung biobasierter Produkte und deren Überwindung beinhalten. Dies war bei der Lead-Market der EU 2007 der Fall, wo biobased products eine von 5 Themen waren.

 

Also genug Food for Thought: hoffentlich kommt dies bei der Politik an, die nun am Zug ist." 

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Anmerkung der

 

Redaktion: 

 

Der "Lead-Market", die Leitmarktinitiative, entstand 2007. Wir erläutern sie hier kurz und stellen die komplette Fassung als Download bereit.

Die Leitmarktinitiative können Sie nachlesen. 

Download hier                                                             --->

 

Die Europäische Kommission hat seinerzeit Maßnahmen gefordert, um die Entstehung von sechs Leitmärkten, in denen Europa über das Potenzial verfügt, eine weltweite Führungsposition einzunehmen, rasch voranzutreiben. 

 

Die "Leitmarktinitiative für Europa" konzentriert sich auf Bereiche, in denen die Behörden in Europa industriegeführte Innovation durch die Schaffung günstiger Rechts- und Regulierungsrahmen, das Setzen von Normen, die Verbesserung des Zugangs zu Risikokapital, die Bereitstellung von Unterstützung für Forschung und die Stärkung des öffentlichen Auftragswesens für innovative Waren und Dienstleistungen erleichtern können. 

 

Damals hoffte man, dass der Jahresumsatz dieser Märkte auf über 300 Milliarden Euro und die Zahl der Arbeitsplätze in der EU bis 2020 auf mehr als drei Millionen anwachsen würde.

Download
Leitmarktinitiative der EU von 2007.pdf
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CellTec Systems GmbH

 

(Geposted bei LinkedIn 04.04.2023)  Ende März trafen sich wieder alle relevanten Player der Biotechnologie-Branche, also Wissenschaftler, Unternehmen, Verbände und Politikschaffende beim größten Biotech Event Deutschlands. Als zukunftsweisende Technologie soll Biotech die Bereiche Wirtschaft, Klimaschutz und Innovation zusammenführen. In diesem Jahr standen Bioökonomie, Biomasse und Stoffkreisläufe besonders im Fokus. Dieser wegweisende Kongress mit mehr als 750 Teilnehmenden wird jährlich von der BIO Deutschland organisiert.

 

In diesem Jahr [...] konnte das Celltec Team neben dem wichtigen Networking viele spannende Infos und Inspirationen aus den einzelnen Veranstaltungen mitnehmen. In einem Bereich, in dem sich aktuell viel entwickelt, sind lebendiger Austausch und spannende Diskussionen besonders hilfreich für die eigenen Projekte. Unser Team konnte viele wertvolle Informationen mitnehmen und sagt auf diesem Wege: Herzlichen Dank für die Ausrichtung dieser sehr gelungenen Veranstaltung und den interessanten Austausch mit allen Teilnehmenden! Nächstes Jahr sind wir bei den DBT 2024 sicherlich wieder dabei.

 


Vertreter der BioParks im Bundesverband der Innovations-, Technologie- und Gründerzentren (BVIZ)
Vertreter der BioParks im Bundesverband der Innovations-, Technologie- und Gründerzentren (BVIZ)

 

Auch Deutsche BioParks vertreten

 

Im Rahmen der Deutschen Biotechnologietage gibt es immer eine begleitende Ausstellung von Unternehmen der Branche. Neben den rund 55 Ausstellern war auch der Bundesverband der Deutschen Innovations-, Technologie- und Gründerzentren (BVIZ) mit einem eigenen Stand und Führungskräften aus 10 BioParks vertreten.

 

Die Arbeitsgruppe BioParks des BVIZ trifft sich übrigens regelmäßig zum Erfahrungsaustausch. Das nächste Treffen findet am 24. und 25. April 2023 in Halle statt. Leiter und Sprecher der Arbeitsgruppe ist Dr. Ulf-Marten Schmieder, Geschäftsführer des Technologie- und Gründerzentrums und des Bio-Zentrums Halle im Technologiepark Weinberg Campus.

 

 


Der Innovationspreis der BioRegionen Deutschlands

Innovationspreis der BioRegionen Deutschlands

Im Rahmen der Deutschen Biotechnologietage 2023 (DBT) in Wiesbaden gab es auch in diesem Jahr die Vergabe des Innovationspreises der Deutschen BioRegionen für herausragende Projekte. Mit dem Innovationspreis würdigt der Arbeitskreis der BioRegionen Deutschlands innovative Patente aus der modernen Biotechnologie. Dieser Preis soll dazu beitragen, die patentierten Ideen sichtbar zu machen. Sie sollen in marktfähige Produkte umgesetzt und durch eigene neue Unternehmen vermarktet werden. 

 

Die besten sechs Bewerber präsentierten am 28. März 2023 im Rahmen der Biotechnologietage ihre Forschungsprojekte einem internationalen Fachpublikum, potenziellen Investoren und der Fachpresse. Eine neunköpfige Jury wählte schließlich die Preisträger. Die drei gleichwertigen, mit je 2000 Euro dotierten Preise gingen an Wissenschaftler aus Aachen, Göttingen und Wiesbaden. 

 

Lebensnahe Innovationen:  Zellkulturen - Optogenetik - Wein 

 

Die Sieger beim Innovationspreis der BioRegionen Deutschlands (© Kurc/Cakal)
Die Sieger beim Innovationspreis der BioRegionen Deutschlands (© Kurc/Cakal)

 

BioThrust

Das Team BioThrust um Dr. Patrick Bongartz (Foto rechts) von der RWTH Aachen wurde für das Projekt „Integrale Begasungs- und Rühreinheit für Bioreaktoren“ ausgezeichnet. Mit diesem neuartigen Membranrührer lassen sich erstmals Organismen und Zellkulturen in einem Bioreaktor blasenfrei mit ausreichend Gas versorgen. Die damit verbundene signifikante Steigerung der Prozessausbeute bietet ein besonderes Potential für die Pharmaproduktion. 

 

 

Hören mit Licht

Ausgezeichnet wurde ferner das Projekt „Hören mit Licht“ von Dr. Daniel Keppeler (Foto Mitte)  und der OptoGenTech aus Göttingen. Die Optogenetik ist eine biologische Technologie der Neurowissenschaften, mit welcher Zellen durch Licht kontrolliert werden können. Mit seinem Das Team verfolgt er das Ziel, mit der Optogenetik den natürlichen Hörsinn bei schwersthörigen und tauben Patienten wiederherzustellen. 

 

LigniLabs

Gute Neuigkeiten für Winzer und Wein-Fans: Auch das Projekt „Lignin biomaterial as agricultural drug carrier“ der LigniLabs um Prof. Dr. Frederik Wurm (Foto links) aus Wiesbaden erhielt einen Preis. Es geht um eine Technologie, die präventiv und kurativ die weltweit auftretende Pilz-Erkrankung „Esca“ bekämpft, die jährlich Milliardenschäden im Weinbau verursacht. 

 

Voting per Smartphone

Publikumspreis

 

Und dann wartete noch der Publikumspreis. Via Online-Voting konnte das Publikum im Anschluss an die Innovationspreisverleihung über die Projekte abstimmen. Dabei ging auch der Publikumspreis an das Projekt „Hören mit Licht“ von Dr. Daniel Keppeler. 

 

Die Preisverleihung wurde durch Dr. Michael Täger von BMD GmbH – Life Sciences Sachsen-Anhalt und André Hofmann von biosaxony moderiert. Täger freute sich: „Mit einem solchen Pool an Potentialen für innovative Entwicklungen ist die Branche sehr gut aufgestellt.“ Und Hofmann ergänzte: „In den vergangenen 15 Jahren haben die meisten der Gewinner des Innovationspreises erfolgreich Unternehmen gegründet – nun dürfen wir gespannt sein…“. 

 

 

Logo der BioRegionen Deutschlands

Der Innovationspreis 

 

Der Innovationspreis der BioRegionen Deutschlands ist eine Initiative des Arbeitskreises der BioRegionen. Er fördert den Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft und stärkt das öffentliche Interesse an biotechnologischer Forschung.  Die 31 Mitglieder des freiwilligen Zusammenschlusses der Deutschen BioRegionen beschäftigen sich mit Themen wie Finanzierung, Gründung und Technologietransfer sowie mit der Außendarstellung der deutschen Biotechnologiebranche.

 

 

Der Innovationspreis wurde von langjährigen Partnern, dem Springer-Verlag, der Kanzlei Dehmel & Bettenhausen sowie dem High-Tech Gründerfonds gesponsert und gemeinsam von BMD GmbH – Life Sciences Sachsen-Anhalt und biosaxony organisiert. Den Publikumspreis sponserte in diesem Jahr die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers GmbH. 

 


Fazit 

 

Auch in diesem Jahr waren die Deutschen Biotechnologietage (DBT 2023) ein ebenso erfolgreiches wie interessantes Ereignis. Die DBT 2023 boten den Besuchern ein vielfältiges Programm: 

 

·  Networking mit neuen und bekannten Gesichtern und damit verbundene inspirierende Gespräche 

·  Einblick in die volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Relevanz der Bioökonomie 

·  Vorträge, Workshops und Diskussionen zu Fachthemen und Rahmenthemen wie Fachkräftemangel, Digitalisierung

     oder Green Financing

·  Die Arbeitsgruppe Bioparks des Bundesverband Deutscher Innovations-, Technologie- und Gründerzentren (BVIZ)

     traf sich ebenso zum Meeting wie der Arbeitskreis der Bioregionen Deutschlands. 

·  Die Verleihung des Innovationspreises der Bioregionen zeigte einmal mehr das große Potenzial der Biotechnik  

 

Bleibt nur noch dies anzumerken: 

 

Die Deutschen Biotechnologietage 2024 finden am 16. und 17. April 2024 in Berlin statt.

 

www.biotechnologietage.de 

 


 

Wer das Programm der DBT 2023 noch einmal lesen möchte: Bitte, hier ist der Download

                                       ---->

Download
DBT_2023_Programm.pdf
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