Inclusive Entrepreneurship Summit 2024 in Berlin
Perspektive neuStart e.V. setzt Impulse
für mehr Vielfalt im deutschen Gründungsökosystem
15.10.2024 // hb
Wie viel Gründungspotenzial und Innovation bleiben ungenutzt, wenn wir Vorbilder im Gründungsbereich einseitig darstellen? Der Inclusive Entrepreneurship Summit 2024 in Berlin hat gezeigt: Eindeutig zu viel! Die Veranstaltung unter dem Motto „Empowerment durch Role-Models: Inclusive Entrepreneurship sichtbar(er) machen“ hat wichtige Diskussionen über innovative Gründungsfinanzierung und einen transparenteren Zugang zu einer guten Gründungsberatung angeregt.
Perspektive neuStart e.V.
war zentraler Oganisator der Konferenz. Dort wurde die unverzichtbare Rolle von Diversität und Repräsentation für einen nachhaltigen Erfolg im Gründungsökosystem eindeutig belegt. Der Summit verdeutlichte die zentrale Bedeutung von Role-Models für ein gesundes und resilientes Gründungsökosystem. Durchgeführt wurde die Veranstaltung von der KIZ SINNOVA gGmbH, der FITT gGmbH, Perspektive neuStart e.V. und Social Impact, ermöglicht von Generali – The Human Safety Net, JPMorganChase und Visa Foundation. Mitinitiatorin ist die Schöpflin Stiftung, Kooperationspartner ist das RKW Kompetenzzentrum.
Mit entscheidender Faktor: Role-Models
„Der Inclusive Entrepreneurship Summit zeigt, wie wichtig eine vielfältige und inklusive Gründungslandschaft in Deutschland ist. Role-Models sind entscheidend, um Frauen sowie Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrung zu inspirieren und ihnen zu zeigen: Deine unternehmerischen Träume sind erreichbar! Wenn wir Female und Newcomer-Entrepreneure sichtbar machen, stärken wir das Vertrauen anderer Menschen in sich und die eigenen Fähigkeiten“, so Dr. Anna Christmann, Beauftragte des BMWK für die Digitale Wirtschaft und Start-ups sowie Keynote-Speakerin des Summits.
In den Workshops des Summits wurden Themen wie innovative Finanzierungsinstrumente für Newcomer-Entrepreneurs, inklusive Beratungstools für Gründungscoaches und die
Bedeutung von Role-Models in der Gründungslandschaft diskutiert. Der Konsens war eindeutig: Female und Newcomer-Role-Models müssen stärker gefördert und bekannt gemacht werden, um eine
inklusivere Gründungskultur zu schaffen.
Deepica Sachdeva, Beraterin für Frauen mit Migrationsgeschichte und Doktorandin, fügte hinzu: „Eine breitere Repräsentation von Role-Models in allen Phasen der Entrepreneurial Journey ist entscheidend. Dadurch fühlen sich GründerInnen mit verschiedenen Hintergründen besser verstanden und bringen neue Perspektiven in die Beratungsprogramme, Finanzierungsinstrumente und das Veranstaltungsmanagement ein.“
Spezifische Herausforderungen
Der Summit verdeutlichte auch die spezifischen Herausforderungen von Female und Newcomer-Entrepreneurs im deutschen Gründungskontext und skizzierte konkrete
Handlungsfelder für eine bessere Unterstützung.
„Auch im Gründungsbereich herrscht unbewusste Voreingenommenheit (unconscious bias) sowie ein mangelndes Bewusstsein für Rassismus“, so Nenad Čupić, Anti-Rassismus- und Empowerment-Trainer sowie systemischer Transformationsberater und Führungskräfte-Coach.„Das kann sich darin zeigen, dass Female und Newcomer-Entrepreneurs z.B. schwerer an Finanzierung gelangen oder Gründungsberatung nicht diskriminierungskritisch auf zielgruppenspezifische Herausforderungen eingeht.“
Beim diesjährigen Summit waren sich alle einig: Themenspezifischere Unterstützungsprogramme, innovative Finanzierungsinstrumente und Role-Models sind zentrale
Stellschrauben, um für mehr Menschen das Thema Gründung zugänglich zu machen.
Perspektive neuSTART e.V. ist eine Initiative für eine inklusive Gründungslandschaft in Deutschland. Nähere Informationen finden sic h hier:
Inclusive
Entrepreneurship Summit 2023 in Berlin
Inspirierende Ideen, zukunftsweisende Diskussionen und entschlossene Handlungspläne dominierten den
Inclusive Entrepreneurship
Summit 2023
am 27. September 2023 in Berlin. Getragen vom Verein Perspektive neuStart in Kooperation mit dem RKW Kompetenzzentrum und Handbook Germany : Together stand dieser von zahlreichen Teilnehmern besuchte Tag ganz im Zeichen der unternehmerischen Vielfalt.
Beim diesem Summit gab es spannende Workshops zu den Themen "Wissenschaft", Finanzierung, Gründungsökosysteme und Ukraine. Ziel war es, nicht nur Barrieren zu beseitigen, sondern auch ein starkes Netzwerk aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Organisationen aufzubauen, das sich für Gründer:innen mit Einwanderungs- und Fluchtgeschichte sowie für Frauen in der Gründung engagiert.
Ein breites Spektrum wichtiger Themen galt es zu beleuchten, darunter:
q Politische Rahmenbedingungen des Gründungsprozesses
q Herausforderungen und Lösungsansätze bei der Finanzierung
q Unterstützung und Potenzial regionaler Gründungsökosysteme
q Inspirierende Einblicke von Gründer:innen aus der Ukraine
Folgende Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen wurden gewonnen:
Workshop Wissenschaft
Die Diskussion fokussierte sich auf die aktuellen Herausforderungen für migrantische und geflüchtete Gründer:innen und wie wissenschaftliche Erkenntnisse diese Probleme adressieren können. Die Ergebnisse des Migrant Founder Monitors (vgl. Download unten im Kasten) wurden beleuchtet und Best-Practice-Beispiele aus anderen Ländern wurden ergründet.
Eine zentrale Erkenntnis war die Bedeutung der Verwendung von potentialorientierten Labels wie "Globals" oder "Internationals" anstelle von defizitär behafteten
Labels wie "migrantische Gründer:innen". Dies trägt dazu bei, die Sichtbarkeit und Bedeutung internationaler und vielfältiger Vorbilder zu erhöhen, bereits in Schulen.
Die Personen auf dem Foto:
v.l.n.r.: Dr. Natalia Gorynia-Pfeffer (RKW Kompetenzzentrum), Patrick Hofmann (Generali, THSN), Mosjkan Ehrari (Handbook Germany : Together), Dr. Ralf Sänger (Geschäftsführender Vorstand Perspektive neuStart e.V.), Dr. Anna Christmann (Beauftrage des BMWK für die Digitale Wirtschaft und Start-ups), Dr. Florian Täube (RKW Kompetenzzentrum), Prof. Dr. Simone Chlosta (Geschäftsführender Vorstand Perspektive neuStart e.V.), Jens Nagel (RKW Kompetenzzentrum), Hanka Boldemann (J.P. Morgan)
Besonders hervorgehoben wurden die Unterschiede in der Wahrnehmung und Unterstützung von "migrantischen Gründer:innen" im Vergleich zu "Globals" oder "Internationals". Die Empfehlungen an die Politik basierten auf soliden wissenschaftlichen Ergebnissen, um eine inklusivere Gründungslandschaft zu gestalten.
Die Workshop-Ergebnisse:
q Verwendung von potentialorientierten Labels wie
"Globals" oder "Internationals" anstelle von defizitär
behafteten Labels wie "migrantische Gründer:innen".
q Steigerung der Sichtbarkeit und Bedeutung von
internationalen, diversen Vorbildern, bereits in der
Schulbildung.
q Aufbau von regionaler Gründungsunterstützung außerhalb von Berlin und Schaffung digitaler und
mehrsprachiger Zugänge.
Migrant Founders Monitor 2023
Kernergebnisse
q Mit 21 % machen Gründer*innen mit Migrationshintergrund einen signifikanten Teil des Startup-Ökosystems in Deutschland aus – davon sind 58 % außerhalb Deutschlands geboren.
q 29 % der Migrant Founders erster Generation sind für das Studium nach Deutschland gekommen – weitere 22 % für einen Job und erst 8 % gezielt für die Gründung.
q 75 % der Migrant Founders erster Generation haben einen Hochschulabschluss und ambitionierte Wachstumspläne – unter Gründer*innen insgesamt sind es 55 %.
q Die erste Generation und vor allem deren High Potentials zielen besonders stark auf VC-Finanzierungen ab. Gleichzeitig besteht noch eine klare Lücke zu realisierten Investments.
q Migrant Founders erster Generation erwirtschaften mehr Umsatz im Ausland (33 % vs. 20 % bei Startups allgemein) und sind mit ihren Teams deutlich internationaler aufgestellt.
q Gerade im Kontakt mit Behörden und Ämtern (42 %) sowie Banken (31 %) sehen sich
Migrant Founders der ersten Generation im Nachteil gegenüber anderen Gründer*innen.
Was zeichnet Migrant Founders in Deutschland aus und welche Erfahrungen machen sie? Wir nehmen die Themen Expertise und Mindset in den Blick, fragen wie es bei der
Finanzierung läuft und zeigen wo nach wie vor Hürden bestehen. WEer die Ergebnisse im einzelnen nachlesen möchte, kann hier den Monitor downloaden.
Workshop Finanzierung
Hier wurde betont, wie wichtig es ist, die Transparenz der vorhandenen Förderinstrumente zu erhöhen und den Zugang für die Zielgruppe zu erleichtern. Die Schaffung einer mehrsprachigen Plattform zur Verbesserung der Sichtbarkeit spielt dabei eine Schlüsselrolle. Des Weiteren wurden flächendeckende Angebote in den Bundesländern angeregt, um eine breite Palette von Finanzierungsmöglichkeiten von Kleinstfinanzierungen bis zu Großfinanzierungen bereitzustellen.
Kernpunkte der Diskussion:
q Die Finanzierung bleibt eine
anhaltende Herausforderung für unsere Zielgruppen, und obwohl
das Thema seit Jahren diskutiert wird, bedarf es nach wie vor einer umfassenden Lösung.
q Der Zugang zur Finanzierung und die Art der Finanzierung sind stark vom individuellen
Ausgangspunkt der Gründer:innen abhängig und erfordern eine differenzierte Herangehensweise
aufgrund der Vielfalt der Zielgruppen.
q Die Bedarfe an Finanzierungsmitteln
variieren erheblich, daher ist eine umfassende
Lösung erforderlich. Es existieren bereits gute Beispiele, die angepasst werden könnten.
q Herausforderungen bei Start-up Finanzierung sind beispielsweise die Intransparenz von
Förderinstrumenten und die regionalen Unterschiede.
q AHA-Momente zeigten sich auch: Langjährige Finanzierungshürden für Gründer:innen,
zusätzliche Hürden für gemeinnützige Organisationen und Bedarf an Kleinstfinanzierungen
(500 bis 5.000 EURO).
Es wurde vereinbart, im vierten Quartal 2023 eine virtuelle Arbeitsgruppe ins Leben zu rufen mit dem Ziel, gemeinsam Lösungen für die identifizierten Herausforderungen zu entwickeln. Teilnehmer, die mitwirken möcten, sind herzlich willkommen.
Workshop Startup-/Gründungsökosysteme
Es ist notwendig, digitale und mehrsprachige Zugänge zu Finanzierung, Netzwerken und Anerkennung von Berufsabschlüssen zu schaffen. Die Idee, internationale Gründer:innen durch Start-up-Visaprogramme anzuziehen, wurde ebenfalls diskutiert. Die Schaffung einer Vernetzungsplattform für nationale und internationale Gründer:innen mit regionalen Stakeholdern wurde als entscheidender Schritt hervorgehoben.
Die Diskussion zielte darauf ab, ein Gründungsökosystem zu gestalten, das allen – internationalen Gründer:innen, Frauen und Newcomern – einen adäquaten Einstieg in
die Selbständigkeit ermöglicht. Empfehlungen wurden erarbeitet, um kommunale Akteure bei der Gestaltung solcher Ökosysteme zu unterstützen.
Workshop Ukraine
Hier wurde die Notwendigkeit betont, Beratungen und Coachings in der Muttersprache anzubieten, um Gründungen zu beschleunigen. Einfache Sprache, Mehrsprachigkeit und Digitalisierung in den Antragsverfahren wurden als Ressourcenschonung für die Gründungsberatung hervorgehoben. Ein deutschlandweit einheitlicher Qualitätsstandard bei der Gründungsberatung wurde ebenfalls angeregt.
Diese wertvollen Erkenntnisse aus den Workshops legen die Grundlage für die zukünftigen Aktivitäten von Perspektive neuStart e.V. und unterstützen die Ziele der Startup-Strategie der Bundesregierung, darunter die Stärkung von Gründerinnen und Diversität, die Etablierung eines Vernetzungsforums für eingewanderte und geflüchtete Gründer:innen, die Verbesserung des Zugangs zu Finanzierungsmöglichkeiten und die Schaffung transparenterer und digitaler Gründungsökosysteme auf lokaler Ebene.
„Für mich haben die bürokratischen Prozesse bei der Gründung eine große Herausforderung dargestellt“, so Tetiana Kubyshkina, Gründerin von Dataslab GmbH, die vor einem Jahr aus der Ukraine nach Deutschland kam. „Und es war am Anfang sehr schwer, die genauen Abfolgen bei einer Gründung zu verstehen.“ Eine weitere große Hürde bei der Gründung habe für sie der Zugang zur Finanzierung dargestellt.
Auf dem Weg zur inklusiven Gründungskultur
Der Inclusive Entrepreneurship Summit darf ohne Frage als ein überaus wichtiges und erfolgreiches Signal bezeichnet werden. Eine Teilnehmerin formulierte es so:
„Neben wertvollen Impulsen, waren vor allem die Tischgespräche sehr einstimmig: Wir müssen alle Gründer*innen so unterstützen, wie sie es brauchen. Innovative Startups sind wichtig, genauso
wichtig sind aber auch die vielen kleinen Vorhaben, die unsere Gesellschaft zusammenhält – damit wir ein positives Framing und Bedingungen für eine inklusive Gründungskultur schaffen.“ Und wieder
einmal wurde deutlich, dass wir endlich die Bürokratie in den Griff bekommen müssen.
Perspektive neuStart e.V.
Der Verein Perspektive neuStart e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, Gründer:innen mit Einwanderungs- und Fluchtgeschichte sowie Frauen in der Gründung nachhaltig zu unterstützen und die Gründungslandschaft in Deutschland inklusiver zu gestalten. Der Verein setzt sich dafür ein, die Gründungschancen von Female und Newcomer Entrepreneurs zu verbessern und ein vielfältiges Gründungsökosystem zu schaffen.
Wer Interesse an Inclusive Entrepreneurship und dem Verein hat, findet alle wichtigen Informationen zu Mitgliedschaft, bevorstehenden Veranstaltungen etc. auf der Webseite.
https://perspektiveneustart.de/.