Investitionen in Deutsche Startups gingen 2023 zurück
6 Milliarden
für Startups in 2023
Die Startups in Deutschland sammelten in 2023 sechs Milliarden ein. Das sind 39 Prozent weniger im Vergleich zum Jahr 2022, als 9,9 Milliarden Euro in die Startups flossen und 65 Prozent weniger als im Rekordjahr 2021, als die Investitionssumme bei 17,4 Milliarden Euro lag. Auch die Anzahl der Finanzierungsrunden reduzierte sich 2023 im Vergleich zum Vorjahr: 861 Deals bedeuten 15 Prozent weniger Abschlüsse als 2022 (1.008). Der Rückgang hält also an?
Hoffnung macht allerdings unter anderem der Blick in die Halbjahreszahlen: So lag das Finanzierungsvolumen im zweiten Halbjahr mit rund 3,0 Milliarden Euro nur noch geringfügig niedriger als im ersten Halbjahr (knapp 3,1 Milliarden Euro).
Mega-Deals rückläufig
Die aktuellen Zahlen erklären sich auch durch den Rückgang großer Deals von mehr als 100 Millionen Euro: Waren es im Jahr 2022 noch 19 Mega-Investments sank die
Zahl auf acht Groß-Finanzierungen im vergangenen Jahr. 2021 waren sogar 33 derartig große Finanzierungsrunden gezählt worden.
Diese Entwicklung wird im aktuellen Startup-Barometer der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young beschrieben, die am 16. Januar 2024 publiziert wurde. Die Studie basiert auf einer Analyse der Investitionen in deutsche Startups. Als Startups werden dabei grundsätzlich Unternehmen gewertet, die nicht älter als zehn Jahre sind.
Dr. Thomas Prüver, Partner bei EY, kommentiert die Entwicklung so: „Investoren agieren nach wie vor sehr zurückhaltend und legen ihr Geld selektiv an. Das Umfeld ist geprägt durch Inflation, hohe Zinsen, die schwierige geopolitische Weltlage und eine schwache Konjunkturentwicklung. Um auch in diesen schwierigen Zeiten an frisches Kapital zu kommen, reichen für Jungunternehmen gute Ideen allein nicht mehr aus. Solide und gut durchdachte Geschäftsmodelle in Verbindung mit realistischen Umsatzprognosen und der Aussicht auf Profitabilität sind in den Augen der Geldgeberinnen und Geldgeber aktuell das A und O.“
Laut Prüver hat die derzeitige Finanzierungsflaute auch etwas Gutes: „Die Startups, die heute entstehen, wachsen und frisches Geld erhalten, haben die erste
Bewährungsprobe schon bestanden und sich als widerstandsfähig erwiesen.“
Künstliche Intelligenz ist Topthema
Zu den regionalen Entwicklungebn stellt Prüver fest: „Nicht alle Branchen und Bereiche sind gleichermaßen betroffen. Einige, wenn auch wenige, konnten sich auch in der angespannten Marktlage stabil am Markt behaupten und Investoren überzeugen.“ So bleiben Energie-Startups mit Einnahmen von 998 Millionen Euro nur knapp unter dem Niveau des Vorjahres. Ähnlich stabil steht der Bereich E-Commerce da, hier wurden im vergangenen Jahr 633 Millionen Euro investiert und damit nur zwei Millionen Euro weniger als 2022.
Das größte Investitionsvolumen gab es bei Software-Startups: Etwas mehr als zwei Milliarden Euro flossen im vergangenen Jahr in diesen Bereich – 1,2 Milliarden Euro und somit 38 Prozent weniger als noch 2022. Während das Investitionsvolumen im Subsektor SaaS (Software as a Service) sich mit einem Rückgang von 1,9 Milliarden auf 918 Millionen Euro fast halbierte, ging es im Subsektor Künstliche Intelligenz kräftig aufwärts: Das Investitionsvolumen stieg von 220 auf 943 Millionen Euro, die Zahl der Deals erhöhte sich dabei allerdings nur leicht: von 55 auf 61 Finanzierungsrunden.
Hoffnung auf die Zukunft
Nach Einschätzung Prüvers ist das Startup-Ökosystem hierzulande dabei, sich neu zu sortieren. "Es könnte gestärkt aus der aktuellen Krise hervorgehen. Neben Berlin gewinnen andere Startup-Regionen an Bedeutung und werden auch international immer sichtbarer. Zudem entwickelt sich der Technologie-Sektor zum wichtigen Wachstumsmotor – hier ist Deutschland gut aufgestellt. Übertreibungen aus den Boom-Jahren liegen jetzt hinter uns, Investoren sowie Gründerinnen und Gründer sind vorsichtiger und realistischer geworden. Einiges spricht dafür, dass die Talsohle bei der Startup-Finanzierung inzwischen erreicht ist und es in absehbarer Zeit wieder aufwärts geht.“