Artikel aus RheinZeiger - Ausgabe 37

Lebenslanges Lernen

Der Schreibtisch, an dem man lernt

Neue Informationen finden und teilen

 

Lebenslanges Lernen

 

Lernen. Ist das ein Thema, welches Unternehmen beschäftigt und über das wir reden müssen? Wir befinden uns im Zeitalter der Digitalisierung. Manche reden von Arbeit 4.0. Über Lernende Organisationen haben wir berichtet. „Wissen teilen“ macht die Runde. Lernen ist also aktuell, ist tatsächlich lebenslanges Lernen. Corona hat gezeigt, dass „Besprechungen ohne Treffen“ per Videokonferenzen möglich sind – wenn denn die Infrastruktur stimmt.

 

Lern-Content zu beschaffen reicht nicht aus. Lernen will gelernt sein, und zum Lernen gehört das notwendige Instrumentarium. Da reichen Overheadprojektoren offensichtlich nicht mehr aus – in Zeiten von Digitalisierung und Corona schon gar nicht. Aber bevor wir nun zum Thema kommen, beschäftigen uns doch zunächst diese Fragen: Was verstehen wir unter Lernen? Was wollen wir mit Lernen erreichen? Kann man Lernen lernen?

 

Die Grundlagen des Lernens müssen wir hier nicht vertiefen. Aber wenn wir heute verstärkt mit diesem Thema konfrontiert werden (Digitalisierung, Corona, etc.), dann könnte es hilfreich sein zu wissen, wie Lernen am effektivsten funktioniert. Und ein wenig Theorie vorab liefert ja vielleicht auch das eine oder andere Aha-Erlebnis.

 

Lernen, das ist doch die Aneignung von Wissen, der Erwerb von Fähigkeiten. Dies kann gezielt und absichtlich stattfinden oder eher beiläufig, also ganz nebenbei. Viele Menschen lernen durch „Versuch und Irrtum“; manche nennen das Learning by doing. Richtig ist, dass wir auch aus Erfahrungen (unbewusst) lernen. Zu klären wäre, was denn das Ergebnis von Lernen ist. Die Fachleute sprechen vom Lernerfolg auf geistigem, körperlichem, charakterlichem oder sozialem Gebiet.

 

Wir wissen auch, dass es eine rechte und eine linke Gehirnhälfte gibt und das beide Hälften sich ergänzen und gut zusammenarbeiten sollten, damit das Lernen optimal funktioniert. Fachleute kennen die Methoden, mit welchen wir das Lernen bewerkstelligen:

 

  auditiv → Lernen durch Hören

 

  visuell → Lernen durch Sehen

 

  taktil-motorisch → Lernen durch Anfassen, Bewegung

 

  verbal-logisch → Lernen durch Lesen, Analysieren

 

  kommunikativ → Lernen durch Gespräche

 

Den besten Lernerfolg erzielt man, wenn beim Lernen möglichst viele Sinneskanäle beteiligt werden. Und je aktiver das Gehirn ist, desto aufmerksamer und motivierter sind wir beim Lernen. Wenn Erfolg daran gemessen wird, wieviel wir behalten, dass ist Learning by Doing die viermal bessere Methode im Vergleich zum Hören. Wir sollten also für einen Lernerfolg einen klaren Bezug zur Praxis herstellen (Sie wissen schon: Genau den haben wir doch alle in der Schule gesucht und nicht gefunden …). 

 

Lernender Kleiner Junge

Viele kennen vielleicht das Zitat «Lernen mit Kopf, Herz und Hand» von Johann Heinrich Pestalozzi, der Pädagoge, Philanthrop und vielleicht auch Unternehmer war. Heute, rund 200 Jahre später, gilt dies wohl noch immer. Wir reden hier von der ganzheitlichen Bildung. Es gilt, den Lernstoff zu bewegen, darüber nachzudenken, ihn zu wollen und zu „erleben“. Und danach zu handeln.

 

Hier haben wir die Frage zu bewegen, wie wir denn im Beruf oder im Unternehmertum am besten (dazu-) lernen. Wichtig sind auch hier das (problembezogene) Lehrmaterial und die Instrumente des Lernens – wir sind bei der Organisation des Lernstoffs.

 

Im Unternehmertum gilt (Startups kennen das …), Lernmodelle zu entwickeln, damit „am Ende des Tages“ Probleme gelöst werden können. Die klassische duale Erstausbildung dient zum Erwerb der grundlegend benötigten Basis-Kompetenzen, Qualifikationen und Zertifizierungen (Berufsabschlüsse) und ist somit die Eintritts-karte zum „Spiel“. Im Rahmen der Weiterbildung ist der Slogan „LLL“ lebens-langes-lernen“ nicht neu und leuchtet bei der rasenden Veränderungsgeschwindigkeit ja auch total ein, aber wie.

 

Berufliche Weiterbildung ist also notwendig, muss „nur“ mit den Prozessen des unternehmerischen Alltags vereinbar sein. Damit haben sich Fachleute beschäftigt. Morgan McCall, Robert Eichinger und Michael Lombardo haben zu Beginn der 90er Jahre die Grundlagen für das 70:20:10-Modell gelegt. Dieses besagt, dass erfolgreiche Führungskräfte ihre Kompetenzen.

 

         zu 70 Prozent durch berufliche Herausforderungen,

 

         zu 20 Prozent durch das berufliche Umfeld und ihre Vorgesetzten,

 

         zu 10 Prozent durch traditionelle Weiterbildung erwerben.

 

Charles Jennings war es dann, der diese Theorie im Bereich der Weiterbildung im Unternehmen einsetzte. Dies ist eine Bestätigung der beschriebenen Erkenntnisse. Und deshalb ist es auch richtig, wenn sich berufliche Weiterbildung am Arbeitsplatz oder am Arbeitsprozess orientiert. Es gehört zum Job, dass sich Berufstätige schwierigen Aufgaben stellen, experimentierfreudig sind, Kommunikation pflegen, Informationen im Web suchen und ihr Wissen teilen. So können Lernende Organisationen den Erfolg sicherstellen.

 

Um das 70-20-10-Modell erfolgreich in Organisationen umzusetzen sind moderne Technologien hilfreich. Durch das Zusammenwirken von modernen Technologien (einschließlich Social Media) und Arbeitsprozessen entstehen funktionierende Systeme.

Das Magic Triangle

Die Themen „Lernende Organisationen“ und „Lern-Infrastruktur“ sind nicht ohne Grund aktuell. Das „magic triangle“ aus Daten, Informationen und Erfahrungen wird in den Wertschöpfungsketten immer bedeutsamer. Deshalb muss sich das Lernen immer neuen Herausforderungen stellen, deshalb gehört es für zukunfts-orientierte Unternehmen dazu, sich mit Lern-Infrastruktur zu beschäftigen.

 

Wir erleben sehr deutlich, wie Veränderungsprozesse in Unternehmen neues Denken und neue Strukturen bewirken, wie Kulturen in Bewegung kommen. Diese Kulturen sind aber geprägt vom Verhalten, vom Denken und Handeln aller Beschäftigten. Sie weiter zu entwickeln ist durchaus eine komplexe (Management-) Aufgabe.

 

 

Zurück zur Ausgabe 37