Standort Deutschland – Nachhaltig erfolgreich
Beispiele für Wege in eine lebenswete Zukunft
Anabel Ternès von Hattburg, Lisa Aigner, Holger Holland, Katja Werner
Wir schaffen Zukunft
Standort Deutschland – Nachhaltig erfolgreich
Vor mir liegt ein grünes Buch mit einer markanten Titelgrafik. Der Untertitel stimmt mich etwas nachdenklich: Ist der Standort Deutschland nun nachhaltig, also im Sinne von ökologischer Nachhaltigkeit, oder könnte er durch Orientierung an nachhaltigen Prinzipien in Zukunft erfolgreich werden? Ich erlebe die aktuellen Diskussionen in der Wirtschaft um Wachstum und Fortschritt. Auch das stimmt mich nachdenklich, sogar nachhaltig nachdenklich.
Lassen wir das mit den Wortspielen, das Thema hier ist zu ernst und zu wichtig. Mir kommen die letzten 25 Jahre meines Berufslebens in den Sinn. Ich erinnere mich: Ich habe mich über viele Jahre mit Startups, deren innovative Ideen und den vielen Facetten eines modernen Lebens beschäftigt. Man kann darüber streiten, was mit „modern“ gemeint ist, aber immer ging es um Fortschritt, um die Gestaltung der Zukunft. Der Auftrag an mich lautete: Nur Startups unterstützen, die wirklich echte Innovationen in die Welt setzen. Über einen Zeitraum von gut 25 Jahren durfte ich erleben, wie die Ideen der Startups sich entwickelten. Von der anfänglichen Suche nach „echten“ Innovationen, quasi koste es, was es wolle, bis hin zur Orientierung neuer Ideen am Wohlergehen des Planten Erde. Es war einfach spannend, diese Entwicklung zu beobachten.
Wo anfangs das Wort Innovation jedes Gründungsstreben beherrschte, ist es heute das Wort Nachhaltigkeit. Nicht, dass die heutigen Gründungsideen nicht innovativ wären, nein, es ist heute nur das übergeordnete Ziel ein anderes. Und das ist gut so. Es könnte allerdings sein, dass der Begriff „Innovation“ zumindest in Teilen neu definiert werden muss.
Dieses Thema beschäftigt mich seit einigen Jahren. Ich sitze immer wieder in Beratungs-, Gesprächs- und Diskussionsrunden, in denen Nachhaltigkeit das entscheidende Orientierungskriterium ist. Mal heißt es, dass die Zukunft unserer Welt nur mit Nachhaltigkeit zu retten ist. Mal höre ich aus der Wirtschaft: „Sie glauben doch nicht im ernst, …“. Ganz offenbar hat ein Großteil der Wirtschaft noch immer seine Probleme mit diesem Thema.
Definition von Nachhaltigkeit gefällig? Die könnte so lauten:
Nachhaltigkeit bezieht sich auf die Verantwortung, die natürliche Umwelt und die Gesellschaft so zu schützen, dass auch zukünftige Generationen die gleichen Ressourcen und Lebensqualität genießen können. Im Kern bedeutet es, die Bedürfnisse der Gegenwart so zu befriedigen, dass die Möglichkeiten zukünftiger Generationen nicht eingeschränkt werden, sie alle Nachhaltigkeit und Wohlergehen global und kollektiv leben können und dabei Ökologie, Ökonomie und Soziales im Gleichgewicht stehen.
Kurzgefasst:
Nachhaltige Entwicklung muss die Bedürfnisse der Gegenwart so befriedigen, dass die Bedürfnisse der Zukunft in gleicher Weise befriedigt werden können.
Bei meinen Begegnungen mit dem Thema Nachhaltigkeit habe ich zahlreiche Aspekte kennen gelernt, sei es zur Ernährung, Gesundheit, Wohlstand oder auch Fortbewegung. Mit diesen Aspekten müssen wir und beschäftigen. Wir sind auf diesem Planeten mit großen Herausforderungen konfrontiert, die keine Fragen einer mehr oder weniger fernen Zukunft sind, sondern die als Tatsachen der Gegenwart betrachtet werden müssen. Wir erleben die Auswirkungen des Klimawandels beinahe täglich, und das sehr deutlich.
Es braucht das Wohlergehen von Mensch und Unternehmen
Auf der anderen Seite verhalten wir uns so, als sei die Welt völlig in Ordnung. Wir, das sind in diesem Fall wir Menschen im Sinne von Verbrauchern, und das sind die Wirtschaftsunternehmen, die beim Streben nach vermeintlich rettendem Wachstum das Wohlergehen, besser das Überleben des Planeten gerne hintenanstellen. Dabei wissen wir alle, ohne mich wiederholen zu wollen, dass wir nur diesen einen Planeten haben.
Was ist eigentlich unser Problem bei diesen Diskussionen? Geht es uns schlecht, dass wir zum eigenen Überleben dieses Wirtschaftswachstum brauchen? Wir stellen immer höhere Anforderungen bezüglich Leistungsvermögen und Qualität an unsere technische Umgebung und sind auch bereit, entsprechend dafür zu bezahlen. Wir stellen ähnliche Anforderungen auch an die Nahrungsmittel – mit dem Unterschied, dass wir hier nicht bereit sind, entsprechend zu bezahlen. Dieses Verhalten hat mit Nachhaltigkeit nichts zu tun. Und um es deutlich zu formulieren: Nachhaltigkeit ist keine Option unter mehreren, Nachhaltigkeit ist der einzige Weg, unsere Welt und damit unser Wohlergehen, unseren Wohlstand zu erhalten.
Viele Unternehmen führen den Beweis
Zum Glück zeigt die Praxis auch viele andere Beispiele. Vor mir liegt, ich sagte es schon, ein grünes (!) Buch mit einer markanten Titelgrafik. Ich schlage das Buch auf, studiere das Inhaltsverzeichnis und die Vorstellungen der vier Autorinnen und Autoren. Und eben die zeigen, dass sie die Notwendigkeit von nachhaltigem Verhalten verstanden haben. Ihre Viten und ihre Zitate belegen ihre Kompetenz zu diesem Themenfeld. Ihre Visionen, Äußerungen und Engagements, auch das Engagement bei diesem Buch, klingen absolut glaubhaft.
Die Unternehmen im Fokus
Das Autorenteam hatte die Idee, Organisationen (auch Unternehmen) vorzustellen, die sich Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben haben. Da es in Deutschland doch sehr sehr viele Organisationen gibt, musste ein Auswahl getroffen werden. Das entscheidende Kriterium war die praktizierte Nachhaltigkeit, im weiteren sollte ein möglichst repräsentativer Querschnitt durch alle Branchen und Tätigkeitsfelder gefunden werden.
Diese Auswahl scheint hier gut gelungen, so dass man auf diese Weise auch einen guten Querschnitt durch die Möglichkeiten eines nachhaltigen Engagements bekommt. Im Buch werden insgesamt 22 Organisationen vorgestellt – im Mittel auf jeweils zehn Seiten. Die ausführlichen Vorstellungen sind mit Fotos, Grafiken und Tabellen sehr gut illustriert. Diese Organisationen kümmern sich um Themen von Ernährung über Gesundheit bis Kosmetik, von Architektur über Immobilien bis zur Gebäudetechnik, von Verwaltung über Beratung bis zur Bildung, von Handwerk über Service bis zur Telekommunikation, und noch einige mehr.
Die Vielfältigkeit ist erstaunlich
Alle diese Organisationen leben Nachhaltigkeit. Es ist erstaunlich, welche Möglichkeiten zur Praktizierung von Nachhaltigkeit es gibt. Man erkennt, dass sich niemand davonschleichen kann, weil es doch in seinem Fall einfach nicht geht. Ausreden gibt es nicht - es geht. Das Buch zeigt, wie man, bei welcher Mission auch immer, Mensch und Planeten in den Mittelpunkt stellen kann, wie man mit dem Grundsatz Nachhaltigkeit erfolgreich wirtschaften kann.
Dieses Buch zu lesen lohnt sich; ist einfach Interessant und zeigt, dass es keine Ausreden gibt. Wir können heute jedwede Organisation auf den Weg zur Nachhaltigkeit bringen. Das dürfte (leider) in Deutschland ein Kraftakt sein. Aber, und jetzt komme ich auf meine anfänglichen Aussagen zurück, ein solcher Kraftakt scheint mir deutlich sinnvoller zu sein, als weiterhin diesem „höher-schneller-weiter“ zu folgen. Wir müssen uns ernsthaft fragen, ob der Run auf (quantitatives) Wachstum der richtige Weg in die Zukunft ist. Dieses Buch zeigt, wie die Hinwendung zu den Bedürfnissen des Menschen, die Orientierung auf qualitatives Wachstum, deutlich bessere Aussichten auf eine lebenswerte Zukunft verspricht. Es kann ein Anfang sein, wenn jeder, insbesondere jede verantwortliche Person in den Organisationen dieses Landes es liest. Dieses Buch zeigt Wege und motiviert. Lesenswert!
Anabel Ternès von Hattburg, Lisa Aigner, Holger Holland, Katja Werner
Wir schaffen Zukunft
Standort Deutschland – Nachhaltig erfolgreich
Verlag Vahlen
1. Auflage 15. Mai 2025
Hardcover gebunden, 247 Seiten, 16,7 x 24,3 cm
ISBN: 978-3-800-6766-9-9
34,90 EUR
Einzelheiten zum Buch gibt es auch hier: www.wirschaffenzukunft.de