Female Founders Monitor 2022 vorgestellt
Über das Gründen und Führen von Unternehmen durch Frauen
Female Founders Monitor 2022
Am 8. November wurde der Female Founders Monitor 2022 vorgestellt. Darüber wollen wir reden, denn wir befassen uns bekanntlich mit Gründung und Unternehmertum. In diesem Zusammenhang wird auch immer wieder die Frage diskutiert, welche Rolle Frauen in der Unternehmenslandschaft eigentlich spielen. Zwei Dinge fallen uns auf: Zum einen heißt es immer wieder heißt immer wieder: Frauen gründen anders. Zum anderen spiegelt der soeben erschienene Report „Female Founders Monitor“ (FFM) die Situation wider: Der Anteil der durch Frauen gegründeten Unternehmen in der Startup-Szene ist inzwischen auf 20% gewachsen. Die Anzahl der VC-Deals liegt bei 5%. Zu diesem Thema lohnt sich vielleicht eine Lektüre des Buches „Female Money – Wie Investorinnen die Startup Welt verwandeln“ von Katja Ruhnke.
Kommen wir zum Monitor. Was sind die zentralen Erkenntnisse aktuell? Der Anteil der durch Frauen gegründeten Unternehmen ist weiter gestiegen. Das lässt hoffen. Bei der Frage nach der Finanzierung gibt es nach wie vor Ernüchterung. Schade!
Kernergebnisse -
nachzulesen im Monitor:
Positiver Trend
Der Anteil der Gründerinnen in Deutschland steigt auf 20 %. In 37 % der Gründungsteams ist aktuell mindestens eine Frau vertreten.
Kommentar: Damit sind Frauen auf einem guten Weg, aber noch immer in der Szene zu wenig vertreten. Fehlt hier der Mut? Haben wir vielleicht noch immer eine zu deutliche Rollenverteilung bei Frauen und Männern in der Gesellschaft? Haben wir zu viele Alpha-Tiere unter den Unternehmern?
Gender-Gap beim Kapital
Im Bereich Wachstum und Finanzierung zeigen sich weiterhin deutliche Unterschiede. So haben Männer-Teams im Durchschnitt fast neun Mal so viel Kapital wie Frauen-Teams von Investorinnen oder Investoren erhalten.
Kommentar: Das kann darin begründet sein, dass Frauen (als Gründerinnen oder als Investorinnen) häufiger einen nachhaltigen Erfolg des Startups anstreben. Das hat vielleicht auch damit zu tun, dass es zu wenig Investorinnen gibt. Wäre dies anders, würden vielleicht auch die von Frauen gegründeten und auf wirtschaftliche Nachhaltigkeit gepolten Unternehmen schneller wachsen.
Purpose als Antrieb
Frauen-Teams zeichnen sich in ihrer Unternehmensstrategie durch einen stärkeren Fokus auf das Thema Nachhaltigkeit aus und 61 % identifizieren sich zudem mit dem Bereich Social Entrepreneurship.
Kommentar: Hier zeigt sich, dass Frauen weniger einen Exit anstreben, als vielmehr eine nachhaltige Wirkung des Unternehmens. Ihnen ist offenbar sehr wichtig, dass ein Unternehmen etwas für diese Welt leistet. Ein ehrbarer Ansatz. Wir haben schon häufiger die Frage diskutiert, ob denn ein grandioser Exit wirklich ein prioritär anzustrebendes Ziel einer Gründung ist.
Hürde Vereinbarkeit
Die doppelte Belastung von Gründerinnen mit Kindern geht häufig auf Kosten ihrer Arbeitszeit – auch darum sehen 81 % Verbesserungen im Bereich Vereinbarkeit als zentralen Hebel zur Stärkung des Ökosystems.
Kommentar: Typisch. Nicht nur in der Gründerszene, sondern auch im Arbeitsleben ist genau dies zu beobachten. Diese Frage wird jedenfalls kaum bei den „Männer-Gründungen“ diskutiert … Auch hier zeigt sich: Es ist noch sehr viel zu tun.
Initiativen sind zentral
Gründerinnen, die ihr Startup im Team aufbauen, beurteilen das Startup-Ökosystem besonders positiv – das deutet auf die Relevanz von Netzwerken und die Wirksamkeit von vorhandenen Initiativen im Feld hin.
Kommentar: Networking ist überaus wichtig – bei allen Gründungen, also auch bei den „Männer-Gründungen“. Networking brauchen auch „gestandene“ Unternehmen. Und die positive Wirkung von Startup-Ökosystemen ist lange bekannt. Deshalb hat der Aufbau dieser Ökosysteme in allen Regionen eine hohe Bedeutung.
Investoren meist Männer
Während unter Gründerinnen erst 6 % selbst als Business Angel aktiv sind, liegt der Anteil unter Gründern bei 16 %. Diese Schieflage verstärkt die Herausforderungen für Frauen im Bereich Finanzierung.
Kommentar: Ja, dies ist eine deutliche Schieflage (siehe oben „Gender-Gap“). Dies hat aber vielleicht auch damit zu tun, dass Frauen deutlich stärker auf nachhaltige Wirkung von Unternehmen heraus sind. Beim Engagement von Investoren wird hingegen in den meisten Fällen ein absehbarer Exit angestrebt. Es spiegelt zum einen ein wenig die Rolle von Frauen und Männern in der Gesellschaft wider. Zum anderen reden wir doch darüber, dass die Startups von heute der Mittelstand von morgen sind, also maßgeblich unsere Zukunft prägen (sollen).
Es lohnt sich, den FFM zu studieren.
Er steht hier zum Download bereit.
Und es lohnt sich in diesen Fragestellungen die Lektüre dieser Bücher:
Claudia Lässig, Claudia Rankers, Nadine Kammerlander
(Hrsg.)
Gründen -
Frauen schaffen Zukunft
ISBN-13: 978-3-96251-146-3
Zur Buchbesprechung geht es hier.
Katja Ruhnke
Female Money
Wie Investorinnen die Startup Welt verwandeln
ISBN-13: 978-3-9821950-7-0