ÜBER MUT, FAMILIENUNTERNEHMEN, DEMOKRATIE, KI, VERANTWORTUNG
UND EINEN SIEGER
Rund 2.500 Teilnehmende hatten sich am 13. Juni auf den Weg gemacht, die Konferenz
Hinterland of Things 2024
zu besuchen. Führende Köpfe der deutschen Tech-Szene trafen sich in Bielefeld mit Unternehmerinnen und Unternehmern sowie Entscheiderinnen und Entscheidern des deutschen Mittelstandes. Startups präsentieren ihre Ideen und Produkte – 80 Messestände luden Besucherinnen und Besucher ein, sich über die Technologien der Zukunft zu informieren.
Im Mittelpunkt dieser 6. Hinterland of Things Konferenz standen aktuelle Themen und Herausforderungen, mit denen sich sowohl Startups als auch etablierte Unternehmen konfrontiert sehen, aber eben auch Technologien und mögliche Lösungen dafür. So lieferte diese Konferenz ein Spiegelbild des deutschen Startup-Ökosystems. Neben frisch gegründeten Startups fanden sich auch die sogenannten Einhörner (Unicorns), also Unternehmen mit einer Marktbewertung von über einer Milliarde US-Dollar.
Die Konferenz ist damit auch ein wichtiger Treffpunkt für das so notwendige Networking von Mittelstand und Startups. Hier wird Zukunft gestaltet, hier treffen sich Visionäre, die den Mut haben, neue Wege zu gehen und die Herausforderungen der heutigen Zeit anzunehmen. Verena Pausder, Unternehmerin, Gründerin und Vorstandsvorsitzende des Startup-Verbands, schätzt genau dies an der Konferenz und stellt fest, dass im Grunde alle Voraussetzungen gegeben sind, dieses Land erfolgreich zu machen.
Industry Powerhouse Deutschland
In seiner Eröffnungs-Keynote hob Dominik Gross, CEO der Founders Foundation, die Bedeutung der Technologien aus dem deutschen Mittelstand für die Weltwirtschaft hervor. Er definierte Deutschland als ein „Industry Powerhouse“ und zeigte sich überzeugt, dass es die vielen Technologie-Unternehmen in der Fläche sind, die die weltweiten Industrien mit technischen Lösungen ausstatten. Und auch er sieht im Networking die entscheidende Bedeutung, um Potenziale zu heben.
Künstliche Intelligenz als großes Thema
Künstliche Intelligenz (KI) war DAS Thema der Konferenz schlechthin. Miriam Meckel, Geschäftsführerin der Weiterbildungsplattform ada, diskutierte wie andere Redner auch die verschiedenen Aspekte der KI. Sie formulierte: „KI wird alles auf einmal verändern, aber jetzt können wir die Zukunft gestalten.“ Es wurde darüber gesprochen, dass KI für viele beängstigend wirkt, andere sehen große Potenziale. Es wurde aber auch festgestellt, dass KI in absehbarer Zeit – und das wäre noch vor dem Jahr 2050 – sämtliche Aufgaben, die bisher der Mensch ausgeführt hat, zu übernehmen in der Lage ist. Womit sich die Frage ergibt, wie dies denn zu bewerten wäre.
Judith Perterka, KI-Expertin der Bundesverwaltung, sieht das positiv: “KI wird uns nicht ersetzen, sondern unsere Fähigkeiten erweitern, im Endeffekt geht es um Macht, Reichtum, Wohlstand und Ungleichheit. Eigentlich werden mehr Jobs geschaffen, als ersetzt werden. Ersetzt werden nur Tätigkeiten.” Meckel ergänzt dazu: “Menschen, die KI sinnvoll einzusetzen wissen, sind die größere Konkurrenz.“
Bereits heute könne künstliche Intelligenz alltägliche Produkte durch intelligente Alternativen ersetzen. Sascha Lobo, Autor und Publizist, ist überzeugt: „Technologie allein verändert nicht die Welt. Sie braucht eine Verhaltensänderung der Menschen, um wirken zu können.“ Dieses kennen wir aus der breiten Diskussion über Nachhaltigkeit und Bioökonomie – es ist die Gesellschaft, die sich in vielerlei Hinsicht neu orientieren muss.
Nachhaltigkeit und Bioökonomie
Nina Mannheimer, Co-Gründerin bei Klim, die digitale Plattform für regenerative Landwirtschaft, ist sich sicher: „Bei der Entwicklung von Geschäftsmodellen, die den Klimawandel bekämpfen, sei die Einbindung der Kunden besonders wichtig. Wir müssen sicher sein, dass wir die richtigen Maßnahmen umsetzen. Dafür tausche ich mich mit meinem Unternehmen eng mit Landwirten aus.“
Dass Unternehmen bei der Reduzierung des CO2-Ausstoßes eine große und vor allem aktive Rolle zukommt, ist bekannt. Jan Pannenbäcker, Gründer von Metaloop, erklärte:
„Nachhaltigkeit ist nicht mehr eine Wahl, sondern eine Notwendigkeit für Unternehmen." Am Beispiel der Metallindustrie erklärt er, diese sei für einen beträchtlichen Teil der
Kohlenstoffemissionen verantwortlich, könne aber auch ein Teil der Lösung sein.
Werte, Haltung und Führung
Neben technologischen Highlights beschäftigte sich die Konferenz auch mit einem ganz analogen Problem: dem Fachkräftemangel. Brigitte Mohn, Vorständin der Bertelsmann Stiftung, appellierte mit Blick auf Zuwanderung: „Viele Unternehmen haben die Demokratie für selbstverständlich genommen. Jetzt müssen wir uns wieder aktiv für sie einsetzen und eine echte Willkommenskultur entwickeln.“ Unternehmen seien hierbei besonders in der Verantwortung, denn: „Das Unternehmertum spiegelt die Gesellschaft wider.”
Eine breite Diskussion fand statt über Unternehmertum und, leider nur ansatzweise, über Unternehmenskultur. Zarah Bruhn, Gründerin und Geschäftsführerin von Socialbee, hält es für überaus wichtig, als Arbeitgeber Haltung zu zeigen, um Mitarbeitende für sich zu begeistern. Frauke von Polier, Personalverantwortliche bei Viessmann, unterstrich die Bedeutung guter Führung: „Wenn die Führung im Unternehmen gut ist, haben wir eine Chance, die jungen Leute zu halten. Man muss auf die gesamte Person schauen und ihre Lebensphasen berücksichtigen.“
Eine breite Diskussion eben dieses Themas ist von großem Interesse, denn Führung wird seit einiger Zeit neu definiert, und die Generationen Y und Z sagen deutlich, was sie unter Unternehmenskultur verstehen. Insofern lief die Diskussion schon in die richtige Richtung. Denn ja, Haltung will gelebt sein, ebenso wie Unternehmenskultur; und das transparente Vorleben einer Vision hat entscheidende Bedeutung.
OUT OF THE BOX.NRW AWARD
Ein besonderes Highlight der diesjährigen Konferenz war die Verleihung des Awards OUT OF THE BOX.NRW vom NRW-Wirtschaftsministerium, der die besten digitalen Startups aus Nordrhein-Westfalen ausgezeichnete. Der mit insgesamt stolzen 50.000 Euro dotierte Wettbewerb, gesponsert von der NRW.Bank, fand in diesem Jahr erstmals unter der Organisation der Founders Foundation gGmbH statt.
Den ersten Platz belegte das Bielefelder Startup Synctive GmbH mit seinem ganzheitlichen Ansatz für die Wartung von
Industrieanlagen. „In NRW zu gründen und speziell in Bielefeld ist besonders. Unsere Zielgruppe ist der Maschinenbau. Wenn wir es richtig machen, sind die ersten 100 Kunden direkt vor der
Haustür“, sagt Gründer Albert Gorlick.
Auf den zweiten Platz schaffte es Voltfang aus Aachen, auf den dritten arttrade aus Düsseldorf.
Sieger OUT OF THE BOX.NRW
------------------------------------
Die Synctive Industrial IoT-Lösung ermöglicht
Herstellern von Maschinen und Geräten, datenbasierte Dienstleistungen für ihre Kunden anzubieten. Von grundlegendem zustandsbasiertem Monitoring über KI-unterstützte vorausschauende Wartung bis
hin zu innovativen Geschäftsmodellen für Equipment-as-a-Service können Unternehmen datenbasierte Lösungen an die Bedürfnisse ihrer Kunden anpassen. Das All-in-One-Paket aus industriellem
IoT-Gateway, intelligenter Edge-Verarbeitungssoftware und der Synctive IoT-Cloud-Plattform ermöglicht einen schnellen und mühelosen Einstieg in das Internet der Dinge.
Voltfang ist ein Scale-up aus Aachen, das umweltfreundliche und rentable Batteriespeichersysteme aus Zweit-Lebensbatterien für KMUs und die Industrie herstellt. Mit unserem nachhaltigen Speicher können überschüssige Energie, insbesondere erneuerbare Energie aus PV-Anlagen, gespeichert werden. Unser Energiespeichersystem hilft dabei, unnötige Spitzenlasten zu reduzieren und ermöglicht eine intelligente Nutzung von Strom, wodurch ein wichtiger Beitrag zur erfolgreichen Bewältigung der Energiewende geleistet wird.
Die arttrade mit Sitz in Düsseldorf ist ein deutscher Anbieter für Kunstinvestitionen. Das Unternehmen bietet privaten und institutionellen Anlegern die Möglichkeit, mittels digitaler Wertpapiere in Werke der Top 100 Künstler, sogenannter Blue Chip Artists, zu investieren. Diese zählen mit einer durchschnittlichen Wertsteigerung von rund 9 Prozent pro Jahr zu den attraktivsten alternativen Anlageklassen. arttrade ermöglicht eine Investition in die teuren und gefragten Werke bereits ab 1.000 Euro. Im Portfolio von arttrade befinden sich unter anderem Arbeiten von Gerhard Richter, Georg Baselitz, Tony Cragg, Damien Hirst, Max Ernst, Christo und Erwin Wurm.
--------------------------------------------------------------------------------------------
Dominik Gross über Startups: „Ohne Startups hat Deutschlands Wirtschaft keine gute Zukunft. Nur durch den Technologietransfer aus den heimischen Startups bleiben
unsere Unternehmen Weltspitze. NRW ist das sich am schnellsten entwickelnde Startup-Ökosystem Deutschlands. Schon die Top 24 of 2024 Liste zeigt, wie vielfältig das Potenzial ist. Dass das beste
NRW-Startup aus unserer Region Ostwestfalen-Lippe kommt, macht uns besonders stolz.”
Die Founders Foundation gGmbH bildet die nächste Generation erfolgreicher Gründerinnen und Grüder aus und baut ein nachhaltiges B2B Startup Ökosystem auf. Die Financial Times rankt die Founders Foundation unter “Europes 100 Top Leading Startup Hubs” in Deutschland auf Platz 5. Beispielhaft werden im B2B Startup Ökosystem Ostwestfalen-Lippe ‘new and old business’ als Nährboden für Unternehmertum zusammengebracht. Insbesondere die alljährliche Tech-Konferenz Hinterland of Things dient dazu als Plattform und baut wichtige Brücken. 2024 wurde die Founders Foundation mit dem Sonderpreis der German Startup Awards für ihr Wirken und ihre Arbeit für das Unternehmertum der Zukunft ausgezeichnet.
Und die nächste Hinterland of Things kommt bestimmt – am 5. Juni 2025.