Rotwein, Weißwein und so ...
Über das aufregende Farbenspiel beim Wein
Rotwein, Weißwein, oder so …
Mögen Sie Wein? Ich mag Wein. Sehr sogar. Ich bin ein Weinliebhaber, ein echter Weinfan könnte man sagen. Und als solcher kenne ich mich natürlich aus mit Wein. Ich weiß, dass Wein ein alkoholisches Getränk ist. Und ich weiß, dass es Rotwein gibt und Weißwein. Und Rosé. Ach ja, jetzt gibt es auch Orange-Wein. Die Weinwelt ist also richtig bunt – Wein trinken soll ja auch Spaß machen. Ich persönlich finde außerdem, dass Wein echt lecker schmeckt.
Es gibt also leckere Weine in verschiedenen Farben. Sind das eventuell unterschiedliche Weine? In jedem Fall dürfen Sie mit Recht fragen, woher diese verschiedenen Weine kommen, wie man sie herstellt. Dazu kann ich Ihnen zunächst einmal soviel verraten: Rotwein wird gar nicht aus roten Trauben gemacht, sondern aus blauen. Meistens zumindest.
Logischerweise wird Weißwein auch nicht aus weißen Trauben gemacht, sondern aus grünen. Oder gelben. Apropos: Gibt es eigentlich weiße Trauben? Ach was, ist nicht so wichtig. Man kann Weißwein schließlich auch aus blauen Trauben machen. Selbst die Herstellung von rotem Wein aus Weißweintrauben ist möglich. Da ist es nur logisch, dass man Orange-Wein auch aus Weißweintrauben herstellt. Und der Rosé? Man könnte vermuten, dass hier Rotwein und Weißwein geschickt gemischt werden. Sie können es ja mal probieren.
Dabei fällt mir ein, dass ich nun fast den Rotling vergessen hätte. Sie sehen: Es kann anstrengend werden. Es hilft aber nichts, wir müssen darüber reden, wir sind hier nicht zum Spaß. Im übrigen hat auch hier das „sowohl-als-auch“ seine tiefe Bedeutung … Alles ist möglich. Vielleicht kann man sogar seinen ganz persönlichen Wein kreieren lassen. „My personal wine“ sollte doch in der heutigen digitalen Welt kein Problem sein, oder?
Sind Sie nun erstaunt? Mal ehrlich: Das waren jetzt schlicht logische Erkenntnisse. Bis auf die sicher berechtigte Frage, warum eigentlich Weißwein gar nicht weiß ist. OK, wir wollen es nicht komplizierter machen, als es schon ist. Wir können feststellen: Rotwein ist mehr oder weniger rot, Weißwein ist mehr oder weniger – sagen wir mal weißlich klar bis leicht gelblich, also mehr oder weniger hell. Das nennen wir denn einfach mal weiß. Soweit, so gut. Wir sind nun schon fast Experten.
Kommen wir nun zum Ernst der Sache. Woher kommt zum Beispiel der Rotwein? Die Antwort „Aus blauen Trauben“ ist fast richtig.
Wenn wir nun einen Wein finden, der so richtig tief blaurot ist, dann sind wir halbwegs zufrieden. Wir wissen aber: Rot und Rot ist noch lange nicht das gleiche – wir sind ja Experten und können
das so sagen.
Auf jeden Fall klingt Rotwein besser als Blauwein, oder? Zur Theorie also nun auch die Praxis: Kaufen Sie sich blaue Trauben und pressen sie so schnell es geht den Saft raus. Ist der blau, sorry, rot? Nein. Er ist, wie hatten wir das genannt: Relativ hell, oder farblos (nicht unbedingt blass, aber …). Jetzt können Sie auf Winzer machen, kaufen sich Weinhefe und machen mit diesem relativ hellen Saft der blauen Trauben den Gärversuch. Ergebnis: Weißwein.
Also doch kein Experte?
Zur Erläuterung: Wenn Sie die Schalen mit der ausgepressten Flüssigkeit vergären, dann erhalten Sie (plötzlich), oh Wunder blauen, nein, roten Wein. Offensichtlich kommt die rote Farbe aus den Schalen. Wir sprechen hier von Maischegärung, also der Vergärung von Saft und Schalen. Wenn man übrigens mit blauen Trauben eine Maischegärung durchführt, aber die Flüssigkeit doch möglichst schnell wieder von den Schalen trennt, dann gewinnt man Rosé. Ein Rosé von derselben Rebsorte und derselben Lage nennt man Weißherbst … Also einfach Rot- und Weißwein zu mischen, wäre dann doch etwas wenig professionell.
Aber Mischen geht auch. Jetzt kommen wir zum Rotling. Hier werden blaue und weiße Trauben vor der
Gärung gemischt. Rotlinge sind durchaus bekannt. In Sachsen spricht man vom „Schieler“, in Baden von „Badisch Rotgold“ oder in Württemberg vom „Schillerwein“. Dies alles sind die kleinen, aber feinen
Unterschiede. Man darf da nichts durcheinanderwerfen, alles ist klar geregelt. Ordnung muss
sein.
Wir werden mehr und mehr zu Experten. Jetzt nehmen wir Weißweintrauben, zum Beispiel Grauburgunder oder, besser noch, Gewürztraminer. Wir pressen die Trauben
ebenfalls aus und vergären die Schalen mitsamt Saft. Ergebnis: Rotwein ...
Wir werden immer besser. Oder immer verwirrter? Nun ja, Weinbau ist offenbar nicht so ganz banal. Aber nun wollen wir uns nicht zu sehr mit den Details der Weingewinnung beschäftigen. Schließlich sind da die Kellermeister, die Önologen, die richten Experten dafür. Wir interessieren uns hier mehr für die Farben. OK, schmecken sollte der Wein auch, aber das Farbenspiel ist doch wirklich interessant …
Dazu gibt es jetzt noch eine Art Zugabe: Kennen Sie den Blauen Silvaner? Der ist bis zur Reife vom „grünen“ Silvaner kaum zu unterscheiden. Dann aber wird er dunkelrot, violett oder richtig blau. Wenn Sie nun glauben, der daraus gewonnene Wein sei rot, dann muss ich Sie enttäuschen. Dieser Wein ist goldig, vielleicht lachsfarben oder so farbig wie Zwiebelschalen. Nicht ganz logisch? Macht nichts, der Wein schmeckt fantastisch.
Fazit:
Sie sehen, alles ist relativ. Weißweine sind relativ weiß, Rotweine sind relativ rot. Alle Abstufungen sind drin und erlaubt. Sie können ja einmal ein Glas Weiß- oder Rotwein betrachten, indem Sie von der Seite, von oben oder von schräg unten durchschauen. Sehen Sie: Das meine ich mit relativ.
Wohlsein!